GI diskutiert Planungssysteme auf Kleinrechnern:

Nur schrittweise kommt ein PPS zum Laufen

15.07.1983

FRANKFURT (pi) - Die Standardsoftware zur Produktionsplanung und Steuerung auf Kleinrechnern zeigt einen hohen Entwicklungsstand. Bei der Integration dieser Anwendungen mit Großrnechensystemen sind jedoch noch viele Probleme offen. Zu dieser Feststellung gelangten die Teilnehmer der 7. Sitzung des Fachausschusses "Informatik in Produktion und Materialwirtschaft der Gesellschaft für Informatik (GI)".

Der Einsatz von Kleinrechnern zur Produktionsplanung und -steuerung (PPS) war das Schwerpunktthema der GI-Tagung. Im Referat von Professor Gerhard Steinmetz, München, wurde am Beispiel eines Maschinenbauunternehmens die Einführung eines PPS-Systems vorgestellt. Die Umstellung erfolgte von einer manuellen Organisation mit Ormig-Belegen zu einer computergestützten Lösung auf dem Kleinrechner HP250.

Im Zuge einer schrittweisen Einführung werden in der ersten Stufe die Arbeitspläne eingegeben. Dadurch wird es möglich, Auftragsarbeitspläne, Lohn- und Rückmeldescheine auszudrucken. Die rückgemeldeten Arbeitsgänge werden im Rechner erfaßt. Somit können jederzeit aktuelle Informationen aus der Auftragszustandsdatei abgerufen werden.

In der zweiten Ausbaustufe wurden neutrale Baukastenstücklisten und auftragsbezogene Strukturen eingegeben und auftragsweise abgespeichert.

Die rechnergestützte Termin- und Kapazitätsplanung erfolgt im Dialog mit dem Sachbearbeiter. Bei der Auftragseingabe werden ihm aktuelle Belastungsübersichten angezeigt.

Das Programmsystem besteht aus acht Standardprogrammtypen, die eine schnelle Anpassung, an unternehmensindividuelle Lösungen ermöglichen. Als Einführungsstrategie empfahl Professor Steinmetz zuerst eine vollständige Dialoglösung zu realisieren, um danach bestimmte Funktionen auf Batchbetrieb "abzumagern".

Das von Horst-Dieter Behre (DV Behre KG, Dietzenbach-Steinberg) vorgestellte PPS-System ist auf das Datenbanksystem der IBM/3 8 ausgerichtet. Materialien und Kapazitäten werden auf sogenannten Dispositionskonten verwaltet. Auf der einen Seite des Materialdispositionskontos steht die Bestellung und Lieferung für ein bestimmtes Material, dem gegenüber stehen die Bedarfe und Materialentnahmen.

Analog dazu werden auf dem Kapazitätsdispositionskonto den geplanten, verfügbaren Kapazitäten (Schichten, Tage, Wochen) die Belastungen durch die terminierten Arbeitsgänge aus den Arbeitsplänen und die Lohnscheine der rückgemeldeten Arbeitsgänge gegenübergestellt.

Konstruktions- und Fertigungsstücklisten werden parallel verwaltet. Lediglich die Fertigungsstruktur wird aufgelöst.

Die Auftragsstückliste wird als Netzplan dargestellt. Die Software-Struktur besteht aus drei Programmrahmen für Dialogverarbeitung, Auskünfte und Listen und logisch fortlaufende Verarbeitung. Diese Struktur erlaubt kurze Einführungszeiten, die Behre mit vier bis fünf Monaten für ein Unternehmen mit 300 Mitarbeitern angibt.

Über Erfahrungen mit dem Einsatz von Tandem-Rechnern in der Produktionsplanung und -steuerung berichtete Dr. Wolfgang Gräfen (Tandem Computers GmbH, Frankfurt). Er unterschied organisatorische und technische Anforderungen. PPS ist Teil einer Gesamtorganisation. Das Organisationskonzept darf nicht durch Produkte von Herstellern eingeschränkt werden. Insellösungen müssen ausgeschlossen und die spätere Integration weiterer Teilprojekte möglich sein. Von einem System förderte der Referent umfassende Möglichkeiten zu einfachen Gewinnung verdichteter Managementinformationen.

PPS-Systeme sollten modular aufgebaut sein, mit Programm- und Datenschnittstellen, die eine schrittweise Einführung ermöglichen.

Die Hardware für den Einsatz von PPS-Software soll erweiterbar sein, ohne die laufenden Anwendungen modifizieren zu müssen.

Als Einführung in das Schwerpunktthema der nächsten Ausschußsitzung wurde von Franz Hau und Jörg Weber (General Electric Informations-Service, Hürth-Efferen) das GE-Konzept der "Factory of the Future" vorgestellt. Es stellt ein Integrationskonzept mit den Elementen Engineering-Systeme, Produktions-Systeme für Teilefertigung und Endmontage, automatische Lagersysteme und zentrale Systeme zur Steuerung von Informationen dar.

Besonders hervorgehoben wurde der Computer Aided Engineering-Ansatz des Prototyping im Rechner. Das bedeutet, daß das neue Produkt im Rechner bezüglich seiner Geometrie, des Festigkeits- und Schwingungsverhaltens analysiert werden kann. Für Verwaltungssysteme in den Bereichen Operational Management und Lagersystem werden die Sprachen "Mims" und das System Mims/MFG eingesetzt.

Informationen: Prof. Dr. A.-W. Scheer, Institut für Wirtschaftsinformatik, Universität des Saarlandes, Im Stadtwald, 6600 Saarbrücken, Tel.: 06 81/302-3106.

_AU: