Finanzkrise

Nur SAP spart, andere IT-Firmen warten ab

29.10.2008
Von Anja Dilk und Heike Littger

Was eine US-Personalerin erlebte

Ob auch andere Firmen der IT-Branche gerade jetzt zulangen, ist noch nicht absehbar. Beobachter rechnen eher mit mehr Zurückhaltung. "Noch ist die Stimmung allerdings recht gut", sagt Jürgen Rohrmeier, Partner beim Recruiting-Unternehmen Pape Consulting Group in München, das auf Personalberatung in der IT-Branche spezialisiert ist. "Das heißt nicht, dass wir bereits Entwarnung geben können." Schließlich kämen Personalmaßnahmen oft mit zeitlicher Verzögerung.

Massive Entlassungen wie in den USA hält Rohrmeier hierzulande für äußerst unwahrscheinlich. Den kalten Wind, der dort durch die Branche fegt, hat der Personalberater Mitte Oktober selbst beobachten können. Argwöhnisch verfolgen die Firmenbosse die Zahlen; wackeln sie minimal, gibt es einen Einstellungsstopp. Eine amerikanische Recruiterin klagte Rohrmeier auf einem Treffen ihr Leid. Monatelang hatte sie die richtige Person für einen leitenden Posten gesucht. Irgendwann fand sie den perfekten Mann für den Job - und musste ihn am ersten Arbeitstag entlassen.

Frank Hensgens, Stepstone "Fachkräftemangel ist ein demografisches Problem unabhängig von den Rahmenbedingungen."
Frank Hensgens, Stepstone "Fachkräftemangel ist ein demografisches Problem unabhängig von den Rahmenbedingungen."

Frank Hensgens, Vorstand des europäischen Karriereportals Stepstone, schüttelt den Kopf. Nein, zu solchen Szenarien wird es in Deutschland nicht kommen. "Natürlich wird die internationale Finanzkrise auch Auswirkungen auf die nationalen Arbeitsmärkte in Europa haben. Jedoch wird die Nachfrage nach qualifizierten Fach- und Führungskräften nach wie vor groß sein - erst recht im IT-Sektor, wo der akademische Nachwuchs quantitativ den Bedarf des Arbeitsmarktes nicht decken kann." Der Fachkräftemangel, so Hensgen, sei ein demografisches Problem, das die deutsche Wirtschaft langfristig beschäftigen wird - unabhängig von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. "Deswegen rechnen wir nicht mit einem Einstellungsstopp der Unternehmen. Fachkräfte wie Softwareentwickler, IT-Projekt-Manager oder Netzwerkadministratoren werden gefragte Spezialisten bleiben."