Nur noch Client-Server-Technik im Angebot Sapiens stoppt Vermarktung seiner Mainframe-Software

18.04.1995

MUENCHEN (CW) - Die Sapiens N.V. mit Sitz auf den niederlaendischen Antillen nimmt ihre Host-basierte Anwendungsentwicklungsumgebung "Sapiens Mainframe" vom Markt. Kunden, die diese Software im Einsatz haben, sollen auf die neue Client-Server- Entwicklungssoftware "Objectpool" wechseln.

Nach Auskunft der Sapiens Deutschland GmbH wurde die Entwicklung der Grossrechnersoftware bereits gestoppt. Nun soll auch der Vertrieb binnen 60 Tagen eingestellt werden. Der Support werde jedoch "auf absehbare Zeit" aufrechterhalten. Die Software sei hierzulande bei etwa 20 Mainframe-Installationen im Einsatz.

Eine parallele Pflege von Sapiens Mainframe und dem umfassenderen Objectpool mache keinen Sinn, liess das Unternehmen verlautbaren, zumal man mit beiden Produkten dieselbe Zielgruppe im Auge habe: den Anwender, der den Mainframe in eine Client-Server-Welt integriert.

Ausserdem will das finanziell arg gebeutelte Unternehmen bis Ende 1995 wieder schwarze Zahlen schreiben. Im ersten Quartal dieses Jahres musste Sapiens bei einem Umsatz von rund 9,43 Millionen Dollar noch einen Verlust von 4,43 Millionen Dollar hinnehmen. Nach 29,6 Millionen Dollar Verlust im Jahr 1994 sieht sich die Firma allerdings bereits im Aufwind. Im Wechsel vom vierten Quartal 1994 auf das erste im Jahr 1995 konnte eine Umsatzsteigerung von 29 Prozent erwirtschaftet und der Betriebsverlust im gleichen Zeitraum um 67 Prozent vermindert werden.

Das Finanzloch fuehrt man bei Sapiens darauf zurueck, mit der PC- und Unix-Software "Ideo" auf das falsche Pferd gesetzt zu haben. Nun will sich das Unternehmen wieder auf die Stammkundschaft aus dem Mainframe-Umfeld konzentrieren.

Objectpool unterstuetzt Open VMS, Ultrix, Digital Unix, HP-UX, AIX, Windows, Windows NT, SGI Irix, SunOS und Solaris, aber auch die traditionellen Grossrechner-Betriebssysteme MVS, VM und VSE. Neben Ideo und "Object Modeller", einem Modellierungs-Tool fuer den PC, sowie "SWS", einem Front-end fuer gemischte Umgebungen, ist eine neue Fassung der Mainframe-Werkzeuge integriert.

Fuer einen transparenten Zugriff liessen sich in Objectpool die Grossrechnerdaten als Objekte gruppieren und wie Unix-, NT- und PC- Bestaende nutzen. Es koennen Daten aus DB2, IMS, VSAM, SQL/DS, DL/1, Adabas, IDMS und Supra mit Informationen aus relationalen Server- Datenbanken und Sybase verknuepft werden.

Die Kommunikation zwischen den Plattformen erfolgt nicht via SQL, sondern mit Hilfe eines Messaging-Systems. Dieses unterstuetzt laut Hersteller die Common Object Request Broker Architecture (Corba) der Herstellervereinigung Object Management Group in Verbindung mit der IBM-Implementation des Standards, dem System Object Model (SOM).

Nach Darstellung von Sapiens koennen alle Anwendungen, die in der bisherigen Mainframe-Umgebung liegen, ohne Aenderung in Objectpool uebernommen werden. Sapiens will bis zum Ende dieses Jahres zu etwa 20 Prozent des Anschaffungspreises von Objectpool einen Migrationsservice anbieten. Eine Objectpool-Installation ist ab etwa 200000 Mark erhaeltlich.