Der Markt für OLEDs

Nur Gewinner: Die Hoffnung auf das große OLED-Geschäft

31.03.2008
Von Handelsblatt 
Organische Leuchtdioden (OLEDs) elektrisieren die Industrie seit Jahren, denn sie sind günstig im Energieverbrauch, günstig herzustellen und günstig für flexible Anwendungen. Erste Produkte erobern jetzt den Markt.

Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP) hat zusammen mit dem Unternehmen TES-Frontdesign eine OLED-Tastatur entwickelt, mit der Gebrauchsgeräte ausgestattet werden sollen. Ein leuchtendes Symbol zeigt etwa an, welche Taste man dürcken muss, damit der Kaffeeautomat Cappuccino herstellt. Das OLED-Symbol ist wandelbar und dient zugleich als Schalter. Damit müssen die Tasten nicht mehr bedruckt oder hinterleuchtet werden. "Die neuartige OLED-Tastatur bringt viele Vorteile - auch für die Bedienfelder von großen Maschinen, die in der industriellen Fertigung eingesetzt werden", sagt Armin Wedel, Abteilungsleiter am IAP. "Der Anwender erhält über die Tasten selbst eine Information darüber, ob die Maschine eingeschaltet ist und welche Anwendung gerade läuft. Das auch in sehr dunklen Räumen." Die nur zwei Millimeter dicke Folientastatur wird bereits an einer Kaffeemaschine erprobt. TES Frontdesign plant nun, die OLED-Tastatur zusätzlich im Maschinenbau einsetzen.

Solche kleinen Anwendungen sind recht unproblematisch, da sie mit der sogenannten Passivmatrix arbeiten. Dabei wird ein bestimmtes Pixel durch das Anlegen einer Spannung angesteuert, wofür nur zwei Leitungen notwendig sind. Bei großen Bildschirmen muss jedoch mehr Aufwand betrieben werden. Über die so genannte Aktivmatrix wird jeder Pixel einzeln über einen eigenen Transistor angesteuert, wozu vier Leitungen nötig sind. Das ist aufwändig und noch sehr teuer, weswegen OLED-Bildschirme bislang noch keine Konkurrenz für die heutigen LCD-Displays sind.

Doch das wird sich ändern. Ende vergangenen Jahres brachte Sony den ersten OLED-Fernseher namens XEL-1 mit einem drei Millimeter dünnen Bildschirm auf den Markt. Da die Diagonale nur 23 Zentimeter (11 Zoll) misst, ist das zunächst nur in den USA und Japan erhältliche Gerät mit umgerechnet 1.200 Euro noch recht teuer. Samsung, der zweite große Player auf diesem Gebiet, zeigte vor drei Jahren einen Prototypen mit 40-Zoll-Panel. Auf der letzten Cebit präsentierten die Koreaner einen 14- und einen 31-Zöller. Die kleine Variante soll im nächsten Jahr verkauft werden.

Besonders die dominierenden OLED-Anbieter werden in den nächsten Monaten mit neuen Anwendungen auf den Markt drängen. Neben Sony und Samsung sind das LG, TDK, Kodak, Pioneer, Ritdisplay, Univision und Osram. Diese Firmen arbeiten intensiv daran, die Lebensdauer der Pixel zu erhöhen, wobei die roten, grünen und blauen Punkte eines jeden Pixels unglücklicherweise unterschiedlich schnell altern, was auf Dauer zu unschönen Farbverfälschungen führt.

Unlängst gelang es Osram die Effizienz und die Lebensdauer von OLEDs zu erhöhen. "Unser Entwicklungsteam hat mit einer deutlich höheren Effizienz als bisher und mehr als 5 000 Stunden Lebensdauer für warmweiße OLED einen echten Meilenstein erreicht", sagt Karsten Heuser, Director OLED Lighting Technology bei Osram Opto Semiconductors. "Denn mit dem deutlichen Zuwachs an Effizienz und Lebensdauer rücken OLED-Flächenlichtquellen in die Nähe herkömmlicher Lichtlösungen und werden für verschiedenste Anwendungen attraktiv", zeigt Heuser neue Perspektiven auf. Er meint damit unter anderem Leuchttapeten, Lichthimmel oder Lichttrennwände.

Lampenhersteller Osram hat seine OLED-Aktivitäten neu ausgerichtet. Das Unternehmen spezialisiert sich auf Lichtlösungen und ist zum Jahresende aus der Fertigung von OLED-Displays ausgestiegen. Die Fertigungslinie im malaysischen Penang wurde zum Ende 2007 eingestellt. Osram Opto Semiconductors hatte seit Ende 2003 unter dem Markennamen Pictiva Passivmatrix-Displays aus OLED hergestellt und vertrieben. Die Nachfrage aus der Kommunikationstechnik, der Industrie und der Unterhaltungselektronik war aber weit hinter den Unternehmenserwartungen zurück geblieben. Um mit herkömmlichen Lichtquellen konkurrueren zu können, müssen allerdings die hohen Herstellungskosten reduziert werden.

Das sieht man bei Merck auch so. Der Chemie- und Pharmakonzern engagiert sich seit Jahren in der OLED-Technik und investiert intensiv in die Forschung. Merck wird in Darmstadt mit 47 Millionen Euro ein neues Entwicklungszentrum errichten, in dem auch die Technik der organischen Leuchtdioden vorangetrieben werden soll. Walter Zywottek, Vorstand der Chemie-Sparte, rechnet in zwei Jahren ersten marktfähigen Displays, die Leuchtdioden Konkurrenz machen können - auch wenn er nicht davon ausgeht, dass OLEDs die LEDs verdrängen werden. Merck ist bei der Herstellung von Flüssigkristallen weltweiter Marktführer. Aber auch Branchenkenner sehen nicht den Untergang von LCD-Displays, sondern eher ein Miteinander zulasten von Plasma-Bildschirmen.

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