Nur eine Minderheit berät bis zur Rente

05.04.2006
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Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Dagmar Schimansky-Geier hat schon viele Berater in den nächsten Job gebracht. Mit CW-Redakteurin Alexandra Mesmer sprach die Geschäftsführerin der Personalberatung 1 a Zukunft über Karrierewege für Berater.

CW: Worauf legen Unternehmen bei Beratern heute den meisten Wert?

SCHIMANSKY-GEIER: Ein profundes Fachwissen ist die Grundlage, dazu kommen Branchen- und Prozesskenntnisse und nicht zuletzt Soft Skills wie sehr gute Kommunikations- und Konfliktfähigkeit. Allerdings stellen wir fest, dass manche Bewerber veraltete fachliche Qualifikationen haben, was daher kommt, dass nicht alle Unternehmen ihre Mitarbeiter in der Krise ausreichend weitergebildet haben. Branchenwissen wird wichtiger. Ohne Branchenwissen wird ein Berater vom Kunden oft gar nicht akzeptiert.

CW: Wenn Sie erfahrene Berater platzieren, wie viele Jahre Berufserfahrung sind ideal für einen Wechsel?

SCHIMANSKY-GEIER: Große Beratungen suchen derzeit in erster Linie junge Bewerber, sprich Hochschulabsolventen und bilden sie intern aus. Daneben stellen sie auch erfahrene Berater mit ca. drei bis fünf Jahren Projekterfahrung ein. Gestandene Berater mit fünf bis 15 Jahren Berufserfahrung haben vor allem in mittelständischen und kleineren Häusern sehr gute Chancen.

CW: Worin unterschieden sich kleine und große Beratungen?

SCHIMANSKY-GEIER: Die großen Firmen haben oft die interessanteren und internationaleren Projekte. Die Mitarbeiter sind in ihrer Fähigkeit, mit Kollegen und Kunden aus verschiedenen Kulturkreisen zusammenzuarbeiten, stark gefordert, weiterhin sind die Projekte oft sehr komplex. Doch sie lernen da natürlich eine Menge. Kleinere Beratungen eignen sich gut als Einstieg in den Beraterberuf, da die Mitarbeiter dort oft besser betreut und eingebunden werden als bei den Großen. Sie zahlen zum Teil auch besser als man gemeinhin annimmt. Auch die Reisetätigkeit fällt unterschiedlich aus: Es gibt durchaus Beratungen, deren Mitarbeiter nicht länger als zehn Stunden am Tag arbeiten und nur drei Tage in der Woche unterwegs sind, natürlich immer projektabhängig. Junge ehrgeizige Berater allerdings, die auf einen guten Namen im Lebenslauf Wert legen, gehen in der Regel nicht zu den wenig bekannten Firmen und nehmen dafür eine größere Arbeitsbelastung in Kauf.

CW: Eignet sich der Beraterberuf als längerfristige Perspektive oder sollte man irgendwann den Absprung schaffen?

SCHIMANSKY-GEIER: Nur eine Minderheit berät tatsächlich bis zur Rente. Viele Berater wechseln in die Industrie zum Endanwender. Dazu gehört allerdings ein wenig Glück, denn es gibt dort nicht so viele Stellen wie im Beratungsgeschäft. Voraussetzung sind profunde Fachkenntnisse und Projekterfahrung. Wer innerhalb der Beratung aufsteigt, eine Geschäftseinheit leitet oder Partner wird, bekommt andere Aufgaben. Ins Blickfeld rücken dann vertriebliche und strategische Aufgaben.