Sprachsoftware

Nuance will Erzrivalen Vlingo übernehmen

21.12.2011
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Nuance ist zwar als einkaufswütig bekannt, dennoch kommt die Ankündigung der geplanten Übernahme des Erzrivalen Vlingo überraschend.

Denn beide Firmen, deren Büros in Massachusetts nur wenige Kilometer auseinanderliegen, hatten sich seit 2008 mit insgesamt acht gegenseitigen Patentklagen überzogen, wie der Branchendienst "Speech Technology Magazine" berichtet. Nun haben Nuance und Vlingo das Kriegsbeil begraben und sind offenbar zu der Einsicht gelangt, dass sie einen Markt mit enormem Potenzial besser mit vereinten Kräften aufmischen können.

Finanzielle Details der geplanten Übernahme wurden nicht veröffentlicht. Die Transaktion soll im Laufe des kommenden Jahres abgeschlossen werden. Bis dahin operiert Vlingo weiter als unabhängige Firma, alle Produkte und Services bleiben wie gehabt im Programm. Erst nach vollzogener Übernahme will Vlingo mehr Details dazu verraten, wie sich der Deal auf das gemeinsame Produktangebot der kombinierten Companies auswirkt.

Steve Chambers, Vertriebs- und Marketing-Chef von Nuance und EVP von dessen Enterprise-Sparte, sieht jedenfalls in Überschneidungen im Portfolio von Nuance und Vlingo kein Problem: "Unterschiedliche Technologien können niemals zu viele Algorithmen oder Daten haben, die man auf Spracherkennung loslässt, deswegen sind wir begeistert."

Künftig, so Chambers weiter, werde jedes Consumer-Produkt eine Sprachschnittstelle haben - nicht bloß Smartphones, Tablets und Autos, sondern auch Haushaltsgeräte. "Es gibt einen Kaffemaschinenhersteller aus Europa, der unsere Technik verbauen will. Wir [Nuance und Vlingo] teilen diese Vision. Und neben dem ganzen Patentkram haben wir eingesehen, dass wir zusammen besser sind als getrennt."

Vlingo wurde 2006 gegründet und bietet unter anderem einen "Virtuellen Assistenten" für Mobiltelefone an, der Voice-to-Text-Technik mit einer Intent-Engine kombiniert, die Nutzern dabei hilft, ihre gewünschte Aktion durchzuführen (und damit durchaus etliche Parallelen zu Apples "Siri" im iPhone 4S aufweist).

Vlingo-Chef David Grannan bläst hinsichtlich der Übernahme ins gleiche Horn wie Nuance-Mann Chambers. "Vlingo und Nuance teilen seit langem eine ähnliche Vision für die Kraft und weltweite Durchsetzung von mobiler Spracherkennung", kommentiert der CEO. "Als Resultat unserer sicher ergänzenden Forschung und Entwicklung sind unsere Firmen gemeinsam stärker als allein."