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Novell verklagt SCO im Streit um Unix-Urheberrechte

01.08.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die unendliche Geschichte "SCO gegen die Linux-Welt" ist um eine Episode reicher. Jetzt hat Novell gegen die Unix-Company vor einem Gericht in Utah Klage eingereicht. Es geht dabei um die Urheberrechte an Unix. "SCO hat in öffentlichen Erklärungen behauptet, die Urheberrechte an Unix zu besitzen, trotz des Wissens, dass der Anspruch auf diese Rechte bei Novell verbleibt", heißt es in der Klage. "SCO hat diese Erklärungen mit dem Ziel abgegeben, aktuelle und potenzielle Novell-Kunden von einem Geschäft mit Novell abzuhalten und verleumderisch die Eigentumsrechte von Novell an Unix und Unixware zu bestreiten."

Es geht bei der Klage um die Hintergründe des Verkaufs von einigen Unix-Rechten im Jahr 1995 von Novell an SCO. Damals wurde in einem "Asset Purchase Agreement" festgehalten, was den Besitzer wechselt. Ein Jahr später vereinbarten beide Unternehmen einige Zusatzklauseln ("Amendment") zu dieser Übereinkunft. Im Jahr 2000 ging Unix ganz an SCO über. Das Unternehmen wurde kurz darauf vom Linux-Startup Caldera übernommen, das sich schließlich wieder in SCO umbenannte.

"Weder das Amendment noch das Asset Purchase Agreement beabsichtigten oder vollzogen tatsächlich einen Transfer der Eigentumsrechte an Unix- oder Unixware-Urheberrechte von Novell", erklärt die Klageschrift. Sie führt dann zwei Vorwürfe gegen SCO aus: Erstens habe das Unternehmen die damaligen Verträge verletzt, wonach Novell über Lizenzaktivitäten bezüglich Unix System V hätte informiert werden müssen. Das hatte SCO nicht getan, als es 2003 millionenschwere Lizenzverträge mit Microsoft und Sun Microsystems abschloss.

Zweitens, so die Klage, stünden Novell nach dem Asset Purchase Agreement 95 Prozent aller Einkünfte aus dem Lizenzgeschäft mit Unix System V zu - auch aus den Verträgen mit Microsoft und Sun. SCO habe nicht einmal das Recht gehabt, diese Lizenzen zu vergeben. Das Geld wird Novell wohl nie sehen; denn die Einkünfte hat SCO längst in seinen Gerichtsverfahren gegen IBM, Novell, Red Hat und Linux-Anwender verbraten. Käme Novell mit der Klage vor Gericht durch, wäre SCO pleite.

Novells rechtliche Schritte sind eine Reaktion auf eine Klage von SCO. Das Unternehmen hat Novell wegen Geschäftsbehinderung verklagt, nachdem die Netzspezialisten ihre Ansicht verkündet hatten, sie hätten damals zwar den Unix-Code, nicht aber die Urheberrechte verkauft. Novell hat bisher nur eine Nichtzulassung dieser Klage gefordert, war aber vor dem zuständigen Gericht im Juni dieses Jahres mit diesem Ansinnen gescheitert. Mit der jetzt eingereichten Klage rückt Novell im Streit mit SCO erstmals von der bisher defensiven Strategie ab und holt zum Gegenschlag aus. (ls)