Novell verbucht Umsatzrückgang

07.03.2006
Das schwache Linux-Geschäft und die vorsichtige Prognose setzen dem Börsenkurs zu.

Novell weist für das Ende Januar abgelaufene erste Geschäftsquartal 2006 einen Umsatzrückgang um 5,5 Prozent auf 274 Millionen Dollar aus. Unter dem Strich erzielte das Unternehmen einen Nettogewinn von zwei Millionen Dollar, das entspricht einem ausgeglichenen Ergebnis je Aktie. Im Vorjahresquartal hatte Novell einen Profit von 392 Millionen Dollar oder 90 Cent pro Anteil ausgewiesen. Ohne den Sonderertrag von 448 Millionen Dollar aus der Beilegung eines Rechtsstreits mit Microsoft wäre das Ergebnis allerdings tiefrot ausgefallen. Sondereffekte ausgeklammert, gelang es Novell, den (Pro-forma-)Gewinn von zehn auf 18 Millionen Dollar oder vier Cent pro Anteilschein zu verbessern und damit die eigene Prognose zu übertreffen. Von Thomson First Call befragte Analysten waren im Schnitt von einem Pro-forma-Profit von drei Cent je Anteil sowie rund 270 Millionen Dollar Umsatz ausgegangen.

Knapp zwei Jahre nach dem strategischen Schwenk vom Anbieter von Netzbetriebssystemen zur Open-Source-Company ist Novell immer noch damit beschäftigt, das neue Kerngeschäft zu stabilisieren. Dass die Bemühungen langsam Früchte tragen, deuten die von 14 auf 56 Millionen Dollar gestiegenen Umsätze im Bereich Open Platform Solutions an. Den Zuwachs verdankt Novell allerdings ausschließlich dem auf dem früheren Netware-Betriebssystem basierenden Open Enterprise Server (OES), der 43 Millionen Dollar zu den Einnahmen des Bereichs beisteuerte. Das aus dem Suse Linux Enterprise Server und Netware bestehende Bündel ist erst seit dem zweiten Geschäftquartal 2005 verfügbar, was einen Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum unmöglich macht. Gegenüber dem vorangegangenen Quartal sanken die mit OES erzielten Lizenzerlöse um dramatische 41 Prozent von 16,8 auf 9,9 Millionen Dollar, während die Wartungs- und Serviceerlöse leicht auf 33,1 Millionen Dollar anstiegen.

Die Umsätze der Sparte Systems, Security und Identity Management legten im Jahresvergleich um 20 Prozent auf 63 Millionen Dollar zu.

"Wir freuen uns über die anhaltenden Fortschritte im Kerngeschäft", erklärte Novell-CEO Jack Messman. Die Wachstumsbereiche Linux, Identitäts- und Ressourcen-Management schlagen sich gut und wir glauben, dass sich das Wachstum im weiteren Jahresverlauf fortsetzt."

Im laufenden zweiten Geschäftsquartal rechnet die Company mit einem Pro-forma-Gewinn von zwei bis drei Cent je Aktie sowie 272 bis 282 Millionen Dollar Umsatz. An der Wallstreet hatte man dagegen bislang im Schnitt ein Plus von vier Cent pro Anteil bei 282,2 Millionen Dollar Umsatz erwartet, was am vergangenen Freitag zu einem Kurseinbruch um 17 Prozent führte.

Mit der resultierenden Marktkapitalisierung von knapp 3,1 Milliarden Dollar (bei 1,7 Milliarden Dollar an liquiden Mitteln) hat das Unternehmen nun mit einem neuen Problem zu kämpfen. Novell ist ein Übernahmeziel für Anbieter geworden, die günstig in das Geschäft mit Linux-Betriebssystemen einsteigen wollen. (mb)