Novell sympathisiert mit der Konkurrenztechnik OLE-Alternative Opendoc macht Microsoft-Gegnern keine Freude

06.10.1995

SAN MATEO (IDG) - Microsofts Wettbewerbern IBM, Novell und Apple faellt es schwer, die gemeinsame Objekttechnik Opendoc in ihre Produkte zu integrieren. Vor allem Novell scheint jetzt die Zuegel schleifen zu lassen: Wie ein Marketing-Mitarbeiter durchblicken liess, betrachtet Novell-Chef Robert Frankenberg die Opendoc- Implementierung keineswegs als strategische Aufgabe.

Die Netzwerker besinnen sich auf ihr Kerngeschaeft - mit allen Konsequenzen. Robert Bentley, verantwortlich fuer das Produkt- Marketing im Opendoc-Umfeld, erklaerte: "Bei Novell sind zur Zeit viele Dinge in der Schwebe; eines davon ist, wann und ob Novell Opendoc verwenden wird." Der Standard im Desktop-Bereich heisse nun einmal Object Linking and Embedding (OLE) von Microsoft. Novell denke darueber nach, so Bentley, die Windows-Entwicklung fuer Opendoc an einen Partner zu uebergeben.

Die naechste Version des Bueropakets Perfect Office erscheint noch 1995 und wird keine Opendoc-Unterstuetzung bieten. Insider vermuten, dass trotz des offiziellen Commitments zur alternativen Objekttechnik auch im naechsten Jahr das neueste Perfect-Office- Release nur OLE unterstuetzen wird.

Auch die IBM hat ihre Schwierigkeiten, Opendoc in das eigene Betriebssystem OS/2 zu integrieren. Das Problem liegt offenbar in der mangelhaften Interoperabilitaet des hauseigenen Distributed Systems Object Model (DSOM) mit den diversen Implementierungen der OSF-Technik Distributed Computing Environment (DCE). Die Auslieferung einer OS/2-Version mit eingebauter Opendoc- Funktionalitaet, vor allem aber die notwendige Optimierung der zugehoerigen Anwendungen, koennte sich bis weit ins naechste Jahr hinein verzoegern.

Als Bestandteil von Lotus Notes steht die Technik ebenfalls in Frage. Zwar hat Lotus nach Angaben von Vice-President Jeff Papows mit ersten Design-Arbeiten begonnen, doch erst einmal steht Version 4 von Notes ins Haus - und diese Variante wurde fuer Microsofts Windows NT optimiert. Lotus werde sich bis Februar entscheiden, wie mit Version 5 verfahren werden soll.

Einzig Apple scheint mit der Implementierung im Plan zu liegen - allerdings nicht die Softwarepartner. Sie zeigen sich unzufrieden mit ihrem Software Developers Kit (SDK) "Developers Version 3" und beklagen vor allem die mangelhafte Interoperabilitaet zur Microsoft-Technik OLE. Apple will, diese Schwierigkeiten mit der in Kuerze verfuegbaren Version 4 beseitigen.