Kriegsbeil zwischen Microsoft und Novell begraben

Novell bündelt den Internet Explorer mit Netware Version 5.0

18.09.1998

Novell wird Netware 5 künftig mit dem Internet Explorer des langjährigen Konkurrenten Microsoft ausstatten. Damit begräbt die Company vorerst das Kriegsbeil und macht Ernst mit ihrer Strategie der offenen Standards. Weil das Unternehmen auch weiterhin Netscapes Communicator mitliefert, haben Kunden nun die Wahl zwischen beiden Produkten. Anwender begrüßen den Schritt. Außer mit Netware soll Microsofts Browser auch mit den Novell Directory Services und "Zenworks" gebündelt werden. Die zehn Tage früher als angekündigt auf den Markt gekommene neue Netware-Version selbst überzeugt vor allem durch Features wie native Unterstützung für das Internet Protocol (IP) und Speicherschutz. Letzterer läßt Netware Loadable Modules (NLMs) in einer geschützten Zone ablaufen, so daß sie Server und andere Applikationen nicht beeinträchtigen, auch wenn sie einen Fehler enthalten. Ein Wizard vereinfacht die Migration.

Darüber hinaus verfügt Netware 5 über verschiedene Eigenschaften, die das Produkt zwar an die Spitze des technischen Fortschritts katapultieren, aber den Benutzern zur Zeit wenige Vorteile bringen. Dazu zählen beispielsweise die Fähigkeit, dynamische IP-Clients und Host-Adressen mittels Novell Directory Services (NDS) zu administrieren, die Unterstützung des Lightweight Directory Access Protocol (LDAP) Version 3 und die Kapazität, um Java-Applikationen auf dem Server laufen zu lassen. Nach Einschätzung von Novell werden diese Features für viele Kunden erst in ein oder zwei Jahren relevant werden.

Novells Chief Executive Officer (CEO) Eric Schmidt, der ursprünglich von Sun kam, feiert Netware 5 bereits als Erfolg. Seiner Verbindung zu Sun sind womöglich auch die Verhandlungen zu verdanken, die das Unternehmen derzeit über eine Integration von NDS in Suns Jini führt. Bei Jini handelt es sich laut Sun um ein Application Programming Interface (API), das den Aufbau verteilter Netze vereinfachen soll und bei dem jedes Gerät am Netz durch ein Software-Objekt repräsentiert wird. Ein Directory Service würde die Geräte im Netz registrieren helfen und automatisch für das Netz konfigurieren. Novell führt mit Microsoft Gespräche über ein ähnliches Projekt.