Novell bringt Echtzeit-Linux auf den Markt

21.09.2006
Novell will im Oktober eine Real-Time-Variante von Suse Linux Enterprise auf den Markt bringen.

"SLERT" soll nach Angaben von Justin Steinman, Director of Marketing for Linux and Open-Platform Solutions, zur ITxpo von Gartner am 9. Oktober vorgestellt werden. Echtzeit-Betriebssysteme sind in der Lage, innerhalb eines garantierten Zeitrahmens auf externe Ereignisse zu antworten - für bestimmte Anwendungen, etwa Flugzeug-Radar, eine zwingende Voraussetzung.

Novell wird sich bei der Ankündigung die Bühne mit Concurrent Computer teilen, das große Teile der Entwicklungsarbeit für "Suse Linux Enterprise Real-Time" erledigt hat. Erster gemeinsamer Kunde des Duos ist Siemens Medical Solutions, das SLERT in seinen "Magnetom"-MRI-Scannern einsetzen wird.

Interesse erwartet Novell auch seitens der Wall Street, wo als Reaktion auf neue Informationen Risiken von Investment-Portfolios neu berechnet und Orders platziert werden. Eine ungenannte Investment-Bank habe Novell erzählt, jede Tausendstelsekunde, die ihre Software schneller reagiere als die von Wettbewerbern, bringe 100 Millionen Dollar mehr Umsatz pro Jahr, so Steinman.

Zwar könne man an Linux drehen, aber richtiges Echtzeit-Computing sei damit nicht machbar, konzediert Glenn Seiler, Senior Manager of Linux Platforms bei Wind River Systems. "Bei Anwendungen, die bei jedem Takt zehn Mikrosekunden brauchen, würde ich von hartem Real-Time sprechen. Linux wird das nicht bringen", sagt der Experte. Seine Firma arbeitet - ebenso wie MontaVista Software - aber ebenfalls an Echtzeit-Varianten von Linux.

Einige Echtzeit-Betriebssysteme finden sich vor allem in kleineren Geräten. SLERT taugt laut Novell und Concurrent aber auch für größere Systeme wie Mehrwege-Server. Bei einem Test mit 28,8 Millionen Transaktionen über eine Ingres-Datenbank hätten die Antwortzeiten des neuen Betriebssystems zwischen elf und 27 Millionstel Sekunden gelegen, sagt Steinman.

Novells Echtzeit-Aktivitäten leitet übrigens Moiz Kohari, Gründer der inzwischen nicht mehr existenten Firma Mission Critical Linux. SLERT wird man übrigens nicht einfach so kaufen können. Steinman zufolge erfordert die Einrichtung eine Beratungsleistung seitens Novell, das die Software beim Kunden installiert und anpasst: "Das kann man nicht so einfach aus dem Regal nehmen und loslegen." (tc)