Werben um den Netzgorilla

Novell braucht Cisco für seine Netzvision

21.04.2000
OREM (IDG) - Mit Samthandschuhen fasst das Novell-Management derzeit Cisco an. Die Netzwerker wollen nämlich den Giganten unbedingt als Partner gewinnen, um zu verhindern, dass ihre Vision eines "One Net" an der Nummer eins im Networking-Geschäft scheitert.

Mit Firmenchef Eric Schmidts strategischem Ziel, Novell zum Anbieter von Internet-Lösungen umzubauen, verändern sich auch die Feindbilder des Unternehmens. Als Konkurrenten sehen die Netzwerker mittlerweile nicht mehr so sehr Microsoft, sondern zahlreiche Startups, die im Internet-Business mit eigenen Produkten mitmischen wollen.

Um so wichtiger ist es deshalb für Novell, zumindest im Lager der Netzequipment-Hersteller möglichst viele Verbündete zu finden. Die Vision eines One Net mit dem darunterliegenden, plattformübergreifenden Verzeichnisdienst E-Directory funktioniert nur, wenn eine breite Produzentenschar das Konzept mit Routern, Switches und weiteren Tools im Netz unterstützt.

Zwar hat Novell mit Lucent, Nortel, IBM und anderen bereits wichtige Player im Boot, doch der Networking-Gigant Cisco fehlt noch. Entsprechend stark bemüht sich Novell-CEO-Schmidt um eine Partnerschaft mit der Company, basiert doch das gesamte Internet zu einem Großteil auf Cisco-Komponenten.

Branchenkenner sind skeptisch, ob es Novell gelingt, Cisco als Partner zu gewinnen: Beide Unternehmen sind in Geschäftsfeldern wie Caching-Produkte oder Anwendungssicherheit direkte Konkurrenten. Zudem dürfte die Novell-Vision eines One Net, in dem die Firewalls an den Unternehmensgrenzen verschwinden, für Cisco wenig Charme haben, da die Company unter anderem mit diesen Geräten ihr Geld verdient. Der "Netzgorilla", wie Novells Marketing-Boss Steve Adams Cisco gerne tituliert, zeichnet sich bislang in Sachen Novell-Partnerschaft eher durch Schweigen aus.