Intranetware als Alternative zu NT und Unix

Novell bietet der Konkurrenz im Intranet-Markt Paroli

27.09.1996

Das Novell-Management scheint fest entschlossen, nach den Mißerfolgen der letzten zwei Jahre den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Drei Wochen nachdem CEO Bob Frankenberg seinen Hut nahm, versucht der frischgebackene President Joe Marengi deutliche Aufbruchssignale zu setzen. Höchstpersönlich ließ er sich in Frankfurt einfliegen, um auf der Kick-off-Veranstaltung für Intranetware die neue Novell-Botschaft zu verbreiten, die da lautet: Novell versteht sich ab sofort als eine Intranet-Company, die in diesem Markt ein gewichtiges Wort mitzureden beabsichtigt.

Mutation zur Intranet-Company

Grundlage der Intranet-Strategie wird Intranetware sein, eine, wie Novell sagt, evolutionäre Weiterentwicklung von "Netware 4.11" (vgl. CW Nr. 35 vom 30. August 1996, Seite 6). Das Unternehmen aus Orem, Utah, kombiniert dabei das für Oktober 1996 angekündigte Netware 4.11 mit dem Netware Web Server, dem Netscape Navigator, dem Netware Application Launcher, einem IPX/IP-Gateway sowie einem Multiprotokoll-Router für WAN- und Internet-Verbindungen. Zusammen ergibt dieser Mix nach Novells Ansicht eine Netzwerkplattform, die den Aufbau und Betrieb unternehmensweiter Intranets ermöglicht.

In seiner Rede legte Marengi dabei großen Wert auf die Feststellung, daß Novell für die Anwender einen sanften Migrationspfad von herkömmlichen Netware-Netzen in die Intranet-Welt sicherstellt. "Wir können trotz der Revolution des Internet nicht einfach alles brandneu entwickeln und die Vergangenheit vergessen", räumte der Top-Manager ein. In der großen installierten Netware-Basis sieht Marengi deshalb auch die Chance für Novell zu überleben. Fast 60 Millionen Anwender zählen die Erfinder des LANs weltweit, rund 20 Millionen davon in Europa.

Die Novell-Strategen sind unterdessen auch davon überzeugt, daß Full-Service-Intranets in Unternehmen die Zukunft gehört. In diesem Punkt pflichtet Marengi einem Forrester-Report bei, demzufolge Netzwerk-Betriebssysteme wie Netware in ihrer klassischen Form aussterben werden (vgl. CW Nr. 38 vom 20. September 1996, Seite 1). Dies, so der CEO, sei der Grund, weshalb Novell Intranetware angekündigt habe und massiv in das Geschäft mit plattformübergreifenden Services strebe.

"Novell bietet gute Alternativen zu NT und Unix", weist Ma- rengi den Rat der Analysten zurück, bei Internet-Applikationen auf die Produkte der Konkurrenz zu setzen. Während die erste Intranet-Version von Novell noch nicht ausgeliefert ist, stehen bereits die Neuerungen von Intranetware 2.0 fest, das bis spätestens Ende des ersten Quartals 1997 auf den Markt kommen soll. Laut Chip Novick, Vice-President Marketing bei Novell, wird es virtuelle Netze unterstützen und verbesserte Funktionen für den remoten Zugriff aufweisen. Im Sommer, so Novick, wird das Produkt dann Java sowie Native TCP/IP unterstützen und Proxy-Services enthalten. Neben Netware sollen "Managewise" und "Groupwise" als Intranet-Lösungen Intranetware ergänzen.