Kommt Netware 6 vier Jahre zu spät?

Novell adressiert mit Betriebssystem den Markt für Internet-Hosting-Services

01.09.2000
DÜSSELDORF (CW) - Novell hat für das erste Halbjahr 2001 die sechste Generation seines Netz-Betriebssystems Netware angekündigt. Zu den wesentlichen Neuerungen der Version 6 zählen die Unterstützung von Storage Area Networks sowie das Hosting von Net-Services-Software. Analysten bemängeln allerdings, dieses Release komme vier Jahre zu spät.

Nach rund zwei Jahren, in denen die Netzszene über die Features der nächsten Netware-Generation nur spekulieren konnte, hat Novell jetzt den Schleier gelüftet: Netware 6 soll im ersten Halbjahr 2001 auf den Markt kommen. Vereinfacht ausgedrückt, zeichnet sich das nächste Release vor allem durch Funktionen aus, die den Aufbau von E-Business-Plattformen erleichtern sollen, oder wie es Novell formuliert: "Netware 6 integriert heterogene Unternehmensnetzwerke in die One Net Economy."

Um dies zu erreichen, haben die Netzwerker vor allem das Speicher-Management überarbeitet. So unterstützt Netware 6 laut Hersteller die Novell Storage Services (NSS) und kann somit in jedem Netz-Volume bis zu 8 TB an Daten speichern. Beim Management dieser großen Datenbestände arbeitet das neue Release zudem mit Storage Area Networks zusammen.

Netware 6 ersetzt nicht heutige VersionenEin weiteres Merkmal von Netware 6 ist die Möglichkeit, Cluster mit bis zu 32 Servern aufzubauen. Dabei lassen sich pro Server, um die erforderliche Rechenkraft zu erhalten, im symmetrischen Multiprocessing (SMP) bis zu 32 Prozessoren nutzten.

Strategisch gesehen, positioniert Novell Netware 6 nicht als Nachfolger der heutigen Version 5.1. Vielmehr haben die Netzwerker mit dem Release 6 Unternehmen im Fokus, die ein NetzBetriebssystem für das Hosting von Netzservices, etwa in Data Centers, suchen. Daneben bleiben Netware 5.1 sowie die Novell Small Business Suite 5.1 weiterhin auf dem Markt und werden kontinuierlich weiterentwickelt.

Letztlich stellt die Ankündigung von Netware 6 für viele Branchenkenner den Versuch dar, die angekündigte Positionierung von Novell als Solution-Provider voranzutreiben. Allerdings bezweifelt etwa Charles Philips, Softwareanalyst bei Morgan Stanley Dean Witter, dass dies den Netzwerkern gelingt. Für ihn kommt Netware 6 vier Jahre zu spät. Vier Jahre, in denen Microsoft Novell mit Windows NT immer mehr Martanteile abnahm. "Novell hat zu viele verschiedene Strategien versucht", kritisiert Philips, "und es gibt keine schnelle Lösung für ein Problem, das über Jahre gewachsen ist."