Notebooks - beliebte Arbeitstiere

18.08.2005
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.
Im Geschäftsleben haben die Portablen teilweise die sperrigen Desktops verdrängt. Mit neuen Technologien und exklusiven Ausstattungen versuchen die Hersteller nun, sich die Kunden weiter gewogen zu halten.

Mobilität ist eines der großen Schlagworte im Geschäftsalltag. Nicht nur die Mitarbeiter müssen mobil sein, sondern auch deren Arbeitsmittel. Kein Wunder, dass Notebooks in den vergangenen Jahren vielerorts die Desktop-PCs verdrängt haben. Doch während die Heimanwender nach wie vor den Notebook-Markt antreiben, sind bei den Unternehmenskunden erste Anzeichen einer Marktsättigung zu erkennen. Dem versuchen die Hersteller mit neuen Technologien entgegenzuwirken.

Akkus

In Notebooks kommen heute zwei verschiedene Akkutypen zum Einsatz: Lithium-Ionen und Lithium-Polymer. Sie haben die früher genutzten Nickel-Cadmium- und Nickel-Metallhydrid-Akkus verdrängt, da sie eine deutlich höhere Energiedichte besitzen und gleichzeitig nicht an einem unangenehmen Nachteil leiden, den Benutzer von Nickel-basierenden Akkus kennen: dem so genannten Memory-Effekt. Darunter versteht man, dass die Kapazität eines Akkus immer geringer wird, wenn er vor dem erneuten Aufladen nicht vollständig entladen wird. Doch auch wenn dieses Manko bei den Lithium-basierenden Akkus kaum mehr ins Gewicht fällt, sollte man den Energiespendern etwas Pflege zukommen lassen, um die Lebensdauer nicht unnötig zu verkürzen:

• Notebook-Akkus reagieren empfindlich auf Tiefentladung und sind mit einer Schaltung dagegen gesichert. Ist der Akku jedoch nicht regelmäßig am Stromnetz, entlädt er sich mit der Zeit selbst, ohne dass der Schutz aktiv werden kann. Deswegen sollten die Akkus von Zeit zu Zeit geladen werden, auch wenn sie nicht in Gebrauch sind.

• Ein Akku schafft 500 bis 1000 Ladezyklen - egal, ob er nur teilweise oder komplett geladen wird. Deswegen sollten Akkus möglichst erst dann wieder an den Strom, wenn sie ganz leer sind.

• Wird ein Akku längere Zeit nicht benutzt, sollte er idealerweise mit 50 bis 80 Prozent seiner Kapazität gelagert und regelmäßig nachgeladen werden. Optimal ist eine kühle Lagerung.

Marktanteile in Deutschland

1. Quartal 2004 1. Quartal 2004 1. Quartal 2005 1. Quartal 2005 (Einheiten) (Anteil in Prozent) (Einheiten) (Anteil in Prozent)

Markt insgesamt 808 531 100 975 252 100

Fujitsu/Fujitsu-Siemens 103 091 13 178 502 18

Acer 131 142 16 157 188 16

Medion 56 000 7 106 000 11

Toshiba 69 028 9 73 004 7

Hewlett-Packard 65 629 8 64 383 7

Dell 49 615 6 59 000 6

Andere (31) 334 026 41 337 175 35

Quelle: Gartner

Marktübersicht

Hersteller Acer Dell Hewlett-Packard IBM/Lenovo Maxdata Samsung Sony Fujitsu-Siemens

Modell Aspire 5022WLMi Latitude D410 Compaq nc8230 Thinkpad X41 NB Pro 8100 IS Q30 1200 Vaio VGN-T2XP/S Lifebook S7010BT-8D

Display-Diagonale (Zoll) 15,4 12,1 15,4 12,1 15 12,1 10,6 14,1

Prozessor AMD Turion 64/ Intel Pentium M/ Intel Pentium M/ Intel Pentium M/ Intel Pentium M/ Intel Pentium M/ Intel Pentium M/ Intel Pentium M/ 1,6 Gigahertz 1,6 Gigahertz 1,86 Gigahertz 1,5 Gigahertz 1,6 Gigahertz 1,2 Gigahertz 1,2 Gigahertz 1,7 Gigahertz

Grafik ATI Mobility Intel 915 ATI Mobility Intel 900 ATI Mobility Intel Extreme Intel 855 GME Intel 855 GM Radeon X700 Radeon X600 Radeon 9700 Graphics

Speicher (MB) 512 256 512 512 256 512 512 512

Festplatte (GB) 80 30 60 40 40 60 60 60

weitere Laufwerke DVD-RW (Dual Layer) DVD CD-RW/DVD optional CD-RW/DVD DVD-RW DVD-RW DVD-RW (Double Layer)

Konnektivität WLAN, Netzwerk, WLAN, Netzwerk, WLAN, Netzwerk, WLAN, Netzwerk, WLAN, Netzwerk, WLAN, Netzwerk, WLAN, Netzwerk, WLAN, Netzwerk, Modem Modem Modem Modem Modem Modem Modem Modem

Gewicht (Kilo) 3 1,7 2,8 1,3 2,8 1 1,3 1,8

Maße (Zentimeter) 36,3 x 27,8 x 2,4 27,8 x 23,8 x 3,2 35,6 x 26,4 x 2,8 26,8 x 20,6 x 2,1 33,5 x 28,3 x 3,3 28,7 x 19,5 x 1,8 27,2 x 20,5 x 2,5 30,6 x 24,7 x 3,3

Besonderheiten 6-in-1-Kartenleser Smartcard-Reader Smartcard-Reader, Festplattenschutz, 1,8-Zoll-Festplatte Auflösung Festplattenschutz Fingerabdruck, 1280 x 768 Rescue Recovery

Preis ab (Euro) 1250 1500 2275 1960 1450 4000 2350 1750

Die Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll die Breite des Angebots aufzeigen.

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• wie sich der Notebook-Markt entwickelt;

• auf welchem Stand der Technik sich die Geräte befinden;

• welche Trends sich abzeichnen.

Grundsätzlich entwickelt sich der Notebook-Markt positiv für die Anbieter, die Nachfrage liegt auf einem hohen Niveau. Laut den Marktforschern von IDC haben besonders die immer niedrigeren Preise dafür gesorgt, dass mobile Geräte zunehmend den heimischen Desktop verdrängen. Die Gartner-Statistik besagt, dass der deutsche Notebook-Markt im ersten Quartal dieses Jahres um 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal gewachsen ist und inzwischen 43 Prozent des gesamten PC-Markts ausmacht. Ein wichtiger Grund für diesen Erfolg ist, dass die Einsteiger-Notebooks bei den Fachhandelsketten kaum mehr teurer sind als ein kompletter PC mit Monitor, wie Meike Escherich, Principal Analyst beim Marktforscher Gartner Research, berichtet: "Der Durchschnittspreis für ein privates Notebook liegt mit 1050 Euro jetzt 17 Prozent unter dem des Vorjahrs."

Etwas geringer als im Endkundenbereich fällt laut Escherich das Wachstum bei den Business-Notebooks aus, es liegt bei zirka zwölf Prozent. "Eine Umfrage unter Großunternehmen in Deutschland hat ergeben, dass der Austausch von Desktops durch Notebooks weitgehend abgeschlossen ist. Inzwischen sind es zunehmend die mittleren und kleinen Firmen, die den Markt antreiben." Hierauf müssten sich die Anbieter einstellen, da der KMU-Markt andere Anforderungen an die Hersteller herantrage. "Für Mittelständler sind Services sehr wichtig, da dort meistens nur kleine IT-Abteilungen verfügbar sind", so die Gartner-Analystin. Hier sei zum Beispiel IBM gut aufgestellt, während Anbieter wie Dell durch den geringen Service eher Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern und entsprechend großen IT-Abteilungen ansprächen.

Um das Geschäft zu beleben, arbeiten die Notebook-Hersteller und deren Zulieferer an technologischen Innovationen. Vor allem die Prozessorschmieden Intel und AMD haben in letzter Zeit einige Neuerungen auf den Markt gebracht, die das Arbeiten mit dem mobilen Rechner schneller und bequemer machen sollen. Ein zentraler Punkt dabei ist die drahtlose Kommunikation. Vorreiter war der CPU-Branchenprimus Intel mit "Centrino". Hinter diesem Marketing-Schlagwort verbirgt sich eine Kombination aus Prozessoren der Pentium-M- oder Celeron-Familie für mobile Geräte, Chipsatz und WLAN-Hardware. Centrino ist für geringen Energiebedarf und damit hohe Mobilität ausgelegt. Inzwischen ist bereits die zweite Centrino-Generation am Markt, wo sie häufig unter dem Codenamen "Sonoma" angepriesen wird.

Intels Erzrivale versucht, diesem sehr erfolgreichen Konzept mit "Turion" etwas entgegenzusetzen. Allerdings steckt hinter diesem Begriff keine vollständige Chipinfrastruktur, sondern nur ein speziell für Notebooks angepasster Prozessor. Mit diesem ist AMD jedoch dem Marktführer einen guten Schritt voraus: Wie schon bei den Desktop-Prozessoren hat AMD einen deutlichen Vorsprung bei der Einführung von 64-Bit-CPUs. "Turion 64" basiert auf dem "Athlon-64"-Prozessor für Desktop-PCs. Im Kern handelt es sich dabei um eine herkömmliche x86-Architektur, die um 64-Bit-Funktionen erweitert wurde.

64 Bit mobil gemacht

In Anlehnung an diese Verwandtschaft werden die Prozessoren auch als x64 bezeichnet. Ihr Vorteil gegenüber reinen 64-Bit-Architekturen wie Intels Server-Flagschiff "Itanium" ist, dass sie sowohl mit den heute noch üblichen 32-Bit-Betriebssystemen und -Anwendungen genutzt werden können als auch mit kommenden 64-Bit-Versionen. Hier liegt Intel bei den Notebook-Prozessoren zurück und kann bislang kein vergleichbares Produkt offerieren. Erste Anbieter wie Acer, Hewlett-Packard oder Maxdata haben bereits Geräte mit Turion 64 im Portfolio.

Obwohl 64-Bit-Computing an PC und Notebook noch in den Kinderschuhen steckt und aktuell kaum Vorteile bringt, werden sich diese Geräte am Markt durchsetzen, wie Gartner-Analystin Escherich meint: "Sie bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. In den kommenden zwölf Monaten werden 64-Bit-Notebooks zu den Bestsellern zählen."

Während die Prozessorhersteller um die Gunst der Notebook-Fertiger buhlen, versuchen diese, mit Merkmalen jenseits reiner Leistungsfähigkeit zu punkten. Im Endkundengeschäft sind das vor allem neue Multimedia-Features wie zum Beispiel integrierte DVB-T-Empfänger für das digitale Fernsehen. Bei den Geschäftskunden setzen die Anbieter besonders auf Sicherheit und lange Akkulaufzeiten.

In puncto Sicherheit war vor allem die kürzlich an den chinesischen Produzenten Lenovo verkaufte Notebook-Sparte von IBM kreativ: Big Blues "Thinkpads" können mit einigen Neuerungen aufwarten, die dem Administrator das Leben leichter machen. So hat IBM - wie einige andere Hersteller auch - in einigen Modellen standardmäßig Sensoren für Fingerabdrücke zur Benutzerauthentifizierung eingebaut. Interessant ist auch die Option, über eine integrierte Backup-Software ein Notebook jederzeit wiederherstellen zu können, selbst wenn das Betriebssystem beschädigt ist. Ebenso hat IBM die mechanische Sicherheit vorangebracht: Unter dem Schlagwort "Active Protection System" wurde eine Technik entwickelt, die die Notebook-Festplatte und die darauf befindlichen Daten vor Schäden schützen soll, wenn das Gerät zum Beispiel vom Tisch gestoßen wird. Ein Sensor registriert dabei Vibration und Erschütterungen und fährt die Schreib-Lese-Köpfe in eine sichere Parkposition, wenn die mechanische Belastung zu groß wird.

Der zweite große Punkt auf der Fortschrittsagenda ist die Akkulaufzeit. Gerade hier unterscheiden sich die Ansprüche professioneller Anwender deutlich vom Bedarf des Home-Users: Während am heimischen Schreibtisch das Notebook in der Regel einen Desktop-PC ersetzen soll, müssen Business-Geräte gute Eigenschaften für den mobilen Betrieb vorweisen und möglichst lange ohne Stromkabel funktionieren. Die Akkutechnologie hat sich zwar in den vergangenen Jahren nur langsam entwickelt, dennoch sind bei den Laufzeiten der Notebooks große Fortschritte erzielt worden. Dichter gepackte Akkumulatoren und gleichzeitig verbessertes Energie-Management der Geräte haben die Betriebszeiten deutlich ansteigen lassen. Inzwischen erreichen Spitzengeräte acht Stunden und mehr - genug für einen kompletten Arbeitstag.

Allerdings sind Akkus mit einem Manko behaftet: Eine höhere Kapazität hat immer mehr Gewicht und größeren Platzbedarf zur Folge. Abhilfe erhofft sich die Industrie hier von den Brennstoffzellen. Diese Energieträger basieren auf Wasserstoff. Zahlreiche Unternehmen arbeiten seit Jahren an praxistauglichen Lösungen. IBM hat gemeinsam mit Sanyo einen Prototypen entwickelt, der in eine Dockingstation integriert ist. Den gleichen Ansatz verfolgt der japanische Anbieter NEC. Wann erste Geräte in den Handel kommen werden, ist noch nicht absehbar. Denn der Ansatz, die Energieversorgung in eine Dockingstation zu packen, macht das Gerät größer und schwerer. Zudem ist bei Brennstoffzellen Methanol als Medium vorgesehen. Hier fehlt es an der entsprechenden Vertriebsinfrastruktur. (ue)