Die Akquisition von Clarify im Oktober vergangenen Jahres kam völlig überraschend, denn die Branche konnte sich keinen Reim darauf machen, was ein Netzwerkspezialist mit einem CRM-Anbieter anfangen will - siedelte man das Kundenbeziehungs-Management doch eher in der ERP-Szene an. Der Merger wurde seinerzeit mit den Argumenten begründet, dass sich beide Unternehmen gegenseitig die Türen zu großen TK-Anbietern öffnen würden und Nortel darüber hinaus ohnehin plane, stärker in das Applikationsgeschäft für E-Commerce einzusteigen. Außerdem argumentierte man mit den Arbeiten der Kanadier an technischen Lösungen für die Sprach-Daten-Konvergenz, ein nach wie vor kritisches Element im Zusammenhang mit CRM-Einrichtungen.
Einen aufgrund des Mergers gewonnenen Großkunden blieb Nortel laut "Computergram" bis heute schuldig. Der Brancheninformationsdienst mutmaßt, dass der Hersteller bislang zu sehr damit beschäftigt war, die CRM-Lösung in das eigene Call-Center-System zu integrieren. Die jetzt angestrebte Kooperation zwischen Nortel und dem Spezialist für Enterprise Application Integration (EAI) Neon, um das Clarify-Produkt über eine Middleware mit anderen geschäftskritischen Applikationen kommunizieren zu lassen, ist deshalb nur folgerichtig.
Die Brücke soll dabei über Neons "I-Wave-Integrator" geschlagen werden. Mit seiner Hilfe will man erreichen, dass sich zum Beispiel ein als Helpdesk eingerichtetes "E-Frontoffice" von Clarify und eine Mainframe-basierte Servicedesk-Software von Tivoli Daten teilen können. I-Wave soll inzwischen Standard-Schnittstellen zu über 50 Applikationen enthalten, darunter zu Lotus Notes, Mac Affee und Remedy. Noch interessanter wird es, wenn bis Endes dieses Jahres, wie angekündigt, Interfaces auch für die Standardsoftware von SAP, Peoplesoft und Siebel zur Verfügung stehen.