Blick an die Nyse

Nortel: Weiterhin überbewertet

22.02.2002
Christian Struck*

Mit einer Börsenbewertung von weit über 200 Milliarden Dollar war Nortel Networks noch im Herbst 2000 der glänzende Star der kanadischen Börse. Nicht einmal 18 Monate später notiert das Papier über 90 Prozent tiefer und erscheint aus analytischer Sicht noch nicht einmal günstig. Im vergangenen Jahr "schaffte" Nortel einen Rekordverlust von 27,3 Milliarden Dollar, der sogar über der aktuellen Börsenbewertung von 19,6 Milliarden liegt. Zwar resultierten die Verluste überwiegend aus nicht liquiditätswirksamen Abschreibungen, dennoch haben sich die Bilanzrelationen drastisch verschlechtert. So ist das Eigenkapital von einst 30 auf inzwischen nur noch fünf Milliarden Dollar implodiert. Auch die Liquiditätssituation verschlechtert sich zusehends. Sollten Zweifel an Nortels ehrgeizigem Ziel, bereits im vierten Quartal wieder einen Gewinn zu erzielen, aufkommen, könnten die Kanadier sogar in Finanznöte geraten. Positiv ist zu vermerken, dass das Unternehmen bereits eine harte Restrukturierung (Halbierung der Belegschaft) durchgeführt hat und über nach wie vor gute Produkte verfügt. Da aber auch ein Großteil der Kunden des TK-Ausrüsters mit Finanzproblemen zu kämpfen hat, dürften sich die Umsätze weiterhin schwach entwickeln. Nach einem Umsatzrückgang von 37 Prozent auf 17,5 Milliarden Dollar in 2001 werden die Einnahmen auch in diesem Jahr voraussichtlich um 25 Prozent einbrechen. Dies wird auch die Ertragslage von Nortel weiter belasten. Mit einer Bewertung des 1,5fachen des Umsatzes und des vierfachen Buchwertes ist die Aktie weiterhin zu teuer, vor allem wenn man die hohen Verluste berücksichtigt. (gh)

*Christian Struck ist Analyst der Capital Management Wolpers (CMW) GmbH in München. Die hier veröffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir für vertrauenswürdig und zuverlässig halten. Trotz sorgfältiger Quellenauswahl und -auswertung können wir für Vollständigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit übernehmen, als grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz Haftung begründen. Jede darüber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Für Angaben Dritter übernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch stärkere Kursschwankungen gekennzeichnet.