Generationswechsel bei der Hardware soll Norwegern die Rendite sichern:

Norsk Data setzt auf CMOS und Mips-Inflation

13.02.1987

OSLO/FRANKFURT (ch/ujf) - Norwegens führender Computerhersteller Norsk Data kontert den Vormarsch seiner US-Konkurrenten mit einer neuen Serie von 32-Bit-Superminis, die den Vorgängermodellen Mips-mäßig haushoch überlegen sind. Die ND-5000-Modelle sollen gegenüber Wettbewerbsmodellen einen Vorteil , Im Preis/Leistungs-Verhältnis von 20 bis 80 Prozent erzielen, behauptet Norsk Data.

Die neue Serie, aufgebaut in CMOS-Technik unter Verwendung von Gate-Arrays, besteht aus fünf Modellen. Sie reicht vom Single-Prozessor-Modell ND 5700 mit einem Durchsatz von 3? Mips bis zum 5904, der es mit seinen vier Prozessoren auf 26 Mips bringt. Die Maschine findet in einem einzelnen Schrank Platz, weshalb Norsk Data für dieses Gerät den Anspruch auf den Lorbeer für die beste Relation zwischen Durchsatz und Standfläche am Markt erhebt.

Die neuen Systeme sollen laut Norsk Data nicht mit Mainframes konkurrieren, sondern dem Bedürfnis der Anwender nach mehr dezentraler Rechenleistung entgegenkommen, erklärte ND-Vorstandsvorsitzender Rolf Skaar. Die 1987er Produktpalette des skandinavischen Unternehmens besteht dementsprechend aus durchgängig kompatiblen Rechnern im Leistungsbereich von 0,6 Mips bis 28 Mips, die sämtlich unter dem hauseigenen Betriebssystem Sintran laufen.

Die Minimalkonfiguration ND 5700 zum Preis von 770 000 Mark ist mit 10 Megabyte Hauptspeicher, 64 KB Daten- und 320 KB Instruktionscache sowie Systemkonsole und Plattencontroller ausgestattet. Ein Plattenspeicher ist in diesem Preis nicht enthalten. Dies gilt, auch für die Maximalkonfiguration zu 2,1 Millionen Mark . Der Preis bezieht sich auf die Vierprozessormaschine ND 5904 mit 512 MB Hauptspeicher und jeweils der vierfachen Kapazität der obengenannten Daten- und Instruktionscaches. Bis zu 29 Gigabyte Plattenspeicherkapazität lassen sich verwalten, maximal 256 Terminals bedienen. Mit den Auslieferungen will Norsk Data im zweiten Quartal dieses Jahres beginnen.

Vom Erfolg der neuen Produkte, die zuerst auf dem norwegischen Markt eingeführt werden, hängt auch ab, ob das Unternehmen die im Branchenvergleich positive Umsatz- und Gewinnentwicklung des vergangenen Jahres fortsetzen kann. Die Gesamteinnahmen waren 1986 um 37 Prozent auf 2,5 Milliarden Kronen (640 Millionen Mark) Gestiegen. Der Jahresüberschuß hingegen wuchs nicht so schnell; vor Steuern verblieben der Norsk Data A/S mit 486 Millionen Kronen (125 Millionen Mark) 29 Prozent mehr als 1985. Die Zahlen liegen allerdings drastisch unter dein Durchschnitt der letzten fünf Jahre - das mittlere Umsatzplus bezifferte Aufsichtsratsvize Tharald Brövig auf 46 Prozent, die mittlere Gewinnsteigerung auf 61 Prozent.

Deutsche ND-Tochter 1986 wieder mit schwarzen Zahlen

Die Bad Homburger Norsk GmbH Data arbeitete im vergangenen Jahr nach Angaben des scheidenden Geschäftsführers Horst Enzelmüller wieder profitabel. Beim Umsatz legte die deutsche Niederlassung 15 (Vorjahr. 21) Prozent zu; sie erzielte Einnahmen in Höhe von 64(55,5) Millionen Mark. Nur noch 2,2 (8,8) Millionen Mark davon entfielen auf Produkte der 1983 von ND aufgekauften Dietz Datentechnik in Mülheim/Ruhr.

Die damals mit übernommene Dietz-Anwenderbasis möchte das in Zukunft von Karlheinz Rathgeber geführte Management mittelfristig -zu Norsk-Data-Kunden umpolen. Die meisten Anwendungen auf Dietz-Systemen stammten ohnehin aus den frühen siebziger Jahren, so daß diese Kunden sich überlegen müßten, ob es für sie nicht sinnvoller wäre, die Anwendungen für eine aktuelle Hardware neu zu Programmieren. Die deutschen ND-Manager ließen zwar keinen Zweifel daran, daß ihnen dieses Dietz-Erbe lästig ist. Doch sie erkennen an, daß sie den Support gewährleisten müssen. Enzelmüller: "Wir wären dumm, würden wir die Dietz-Kunden vernachlässigen."