Ausblick angehoben

Nokia trifft im zweiten Quartal die Erwartungen

17.07.2008
Der weltgrößte Mobiltelefon-Hersteller Nokia gibt sich nach einem starken zweiten Quartal optimistischer für das laufende Jahr.

Der Konzern traut sich zu, mehr Handys als bislang erwartet zu verkaufen. Der Gesamtmarkt werde nach Stückzahlen um zehn Prozent oder mehr zulegen, prognostizierten die Finnen am Donnerstag in Helsinki. Bislang war Nokia von um die zehn Prozent ausgegangen. Dabei will das Unternehmen den eigenen Anteil am Markt steigern.

Im zweiten Quartal stieg Nokias Marktanteil auf 40 Prozent nach 39 Prozent im Vorquartal. Allerdings erlöste der Branchenprimus nur noch 74 Euro pro Handy (Average Selling Price, ASP) nach 79 Euro. Insgesamt setzte Nokia 122 Millionen Mobiltelefone ab nach knapp 116 Millionen vor drei Monaten. Für das laufende dritte Quartal geht Nokia davon aus, noch mehr Handys an die Kunden zu bringen. Die Aktie sprang nach Vorlage der Zwischenbilanz um 8,82 Prozent auf 17,15 Euro in die Höhe und zog Zulieferer wie Infineon mit nach oben.

Werksschließung in Bochum kostet Millionen

Im zweiten Quartal konnte Nokia den Gewinn je Aktie bereinigt um Sondereffekte von 0,32 Euro im Vorjahreszeitraum auf 0,36 Euro ausbauen und traf damit genau die Analystenschätzungen. Der Umsatz stieg von 12,587 auf 13,151 Milliarden Euro, was die Erwartungen übertraf. Unterm Strich halbierte sich der Gewinn aber von 2,828 auf 1,103 Milliarden Euro, wobei allerdings die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens Nokia Siemens Networks (NSN) den Vorjahresgewinn aufgebläht hatte.

Belastet wurde Nokias jetzige Zwischenbilanz von der Schließung des Bochumer Handywerks. Hier hatten sich Betriebsrat und Konzern auf einen millionenschweren Sozialplan geeinigt. Hinzu kommen weitere Millionen, die Nokia in die Strukturförderung für die Region steckt. Dies schlägt im Quartal mit insgesamt 259 Millionen Euro negativ zu Buche. Im Auftaktquartal hatte Nokia bereits 81 Millionen Euro an Belastungen verkraften müssen.

NSN-Umbau verläuft planmäßig

Hinzu kommen 201 Millionen Euro an Belastungen aus der laufenden Restrukturierung von NSN. Aus der Fusion des eigenen Mobilfunk-Ausrüstergeschäfts mit dem von Siemens erwartet Nokia bis zum Jahresende weiter zwei Milliarden Euro an Synergien. Den Marktanteil der Tochter sieht der Konzern im Gesamtjahr stabil - bei einem allerdings verhaltenen Markt in Euro gerechnet.

Nokia profitiert seit einiger Zeit vom anziehenden Geschäft mit den Schwellenländern. Dort sind insbesondere Billighandys beliebt. Die abbröckelnden Preise macht der Branchenprimus dabei mit steigenden Stückzahlen wett. Diese Rechnung geht aber nur auf, wenn der eigene Marktanteil und damit der Absatz hoch ist, um die Entwicklungskosten auf mehr Geräte verteilen zu können. Vor einem Jahr hatten die Finnen erst 101 Millionen Handys zu durchschnittlich allerdings noch 90 Euro verkauft.

Navteq-Übernahme verwässert den Gewinn

Angesichts des Margendrucks bei den Geräten baut Nokia sein Geschäft mit Services rund um Handys derzeit stark aus. Erst vor wenigen Tagen schlossen die Finnen die 8,1 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Navteq ab, einem der beiden größten Anbieter von digitalen Straßenkarten. Nun sollen vermehrt Telefone mit Navigationsfunktion angeboten werden. Diese Akquisition werde aber das Ergebnis je Aktie im laufenden Jahr leicht verwässern, ließ der Konzern nun wissen. (dpa/tc)