Gemischtes Echo auf Zwischenbericht

Nokia senkt Prognosen

20.12.2002
MÜNCHEN (CW) - Die Vorlage einer Zwischenbilanz für das vierte Quartal hat der Aktie des Handy-Herstellers Nokia einen empfindlichen Dämpfer versetzt. Die meisten Analysten halten die Aussichten für das Unternehmen jedoch nach wie vor für positiv.

Auch wenn die Umsätze für das vierte Quartal leicht unter die prognostizierten neun Milliarden Euro fallen werden, hält Nokias Finanzchef Olli-Pekka Kallasvuo an den Gewinnaussichten für das Geschäftsjahr 2002 fest. Im Rahmen eines angekündigten Midquarter-Updates erklärte er, er rechne in jedem Fall mit einem Profit innerhalb der angestrebten Spanne von 23 bis 25 Cent pro Aktie und in der Folge 79 bis 81 Cent je Anteilschein für das gesamte Geschäftsjahr. Der Quartalsumsatz soll allerdings mit 8,8 bis neun Milliarden Euro am unteren Ende der bisherigen Prognose von 8,99 bis 9,2 Milliarden Euro liegen.

Die Handy-Nachfrage entwickle sich im Rahmen der Erwartungen, so Kallasvuo. Er bleibt deswegen weiterhin zuversichtlich, dass in diesem Jahr weltweit 400 Millionen Mobiltelefone verkauft werden. Für das vierte Quartal erhoffen sich die Finnen außerdem gegenüber dem vorhergehenden Vierteljahr nochmals signifikant höhere Marktanteile in sämtlichen Regionen außer Amerika. Nokia arbeite im Endgerätegeschäft weiterhin hoch profitabel.

Sorgen bereitet dem Hersteller dagegen die Netzsparte. Dort wird die operative Marge für das vierte Quartal nur auf null geschätzt, nachdem zuvor noch von einer Quote von rund fünf Prozent die Rede gewesen war.

Dem Aktienkurs von Nokia, der sich an der New Yorker Börse Nyse bis Ende November auf rund 20 Dollar erholt hatte, versetzte die Nachricht einen Dämpfer. Innerhalb einer Woche sackte er auf rund 17 Dollar ab. Dennoch fielen die Reaktionen der Finanzanalysten nicht unbedingt negativ aus. Die Analysten von Credit Suisse First Boston (CSFB) senkten ihre Gewinnschätzung für Nokia für das kommende Jahr um drei Prozent auf 0,90 Euro. Dies spiegele den schwächeren Ausblick der Finnen auf das Netzwerkgeschäft wider. Die Investmentbank J.P. Morgan sieht die Entwicklung und reduzierte den geschätzten Profit je Aktie leicht auf 0,83 von 0,85 Euro. Im Vergleich zu anderen Technologietiteln sehe die Nokia-Aktie dennoch attraktiv aus.

Auch bei der West LB Panmure hält man vor allem das Netzgeschäft der Finnen für deren Achillesferse. Die Finanzanalysten senkten ihre Gewinnprognose je Aktie für 2002 auf 0,80 von 0,81 Euro und für 2003 auf 0,87 von zuvor 0,89 Euro. Sie begründeten die Änderungen mit der geringeren Ertragskraft der Netzsparte sowie den niedrigeren durchschnittlichen Verkaufspreisen für Mobiltelefone. Der Kurs sollte bis Jahresende seitwärts tendieren, heißt es. Auf Grund fehlender Investment-Alternativen im europäischen Technologiesektor bleibe die Einstufung jedoch unverändert bei "Neutral" mit einem Kursziel von 17,50 Euro.

Sorge um das Handy-Geschäft macht sich auch Merck Finck & Co. Zwar stufte die Bank die Aktie noch nicht herab, will allerdings ihr Votum "Outperform" unter Beobachtung stellen. Vor allem der Verkauf hochpreisiger Mobiltelefone laufe nicht so gut wie erhofft. Hinzu komme, dass der durchschnittliche Verkaufspreis für Nokia-Handys im vierten Quartal etwas niedriger liegen dürfte. Unter dem Strich lasse dies auch ein "saisonal schwaches" erstes Quartal 2003 erwarten, so das Fazit.

Goldman Sachs dagegen bestätigt die Aktie nach Vorlage der Zwischenbilanz als "Outperformer", die Aussichten für das kommende Jahr seien gut. Die Experten schätzen, dass das Gewinnwachstum im ersten Quartal 2003 wieder anziehen wird. (rs)