Günstiges Windows Phone

Nokia Lumia 710 im Test

29.03.2012
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Nokia bewirbt das Lumia 710 als günstigere Alternative zum (Noch-)Flaggschiff Lumia 800. Lohnt sich das Sparen?

Als Nokia im Frühjahr vergangenen Jahres bekannt gab, die brennende Plattform Symbian zu verlassen und sein Heil im Smartphone-Markt auf Windows Phone zu setzen, galt es keine Zeit zu versäumen und schnell neue Produkte zu entwickeln. Tatsächlich brachte Nokia bereits im November 2011 seine ersten zwei Geräte mit Windows Phone als Betriebssystem auf den Markt - das zunächst für westliche Kernmärkte gedachte Flaggschiffmodell Lumia 800 und das für Schwellenländer vorgesehene Lumia 710. Mittlerweile ist das günstigere Schwestermodell auch hierzulande zu haben - Grund genug für die COMPUTERWOCHE, nach dem Lumia 800 auch das Lumia 710 etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Hardware ohne Überraschungen

Äußerlich betrachtet hat das Lumia 710 wenig mit seinem großen Bruder gemein: Anstelle der schicken, aus dem Vollen gefrästen Unibody-Polycarbonat-Hülle besitzt das Device nur ein klassisches Plastikgehäuse mit abnehmbarer Rückseite. Dieses stach beim Testgerät zudem durch enorme Spaltmaße und Knarzen bei Berührung negativ hervor. Wie ein Vergleich mit anderen Lumias zeigte, handelt es sich bei dem Testgerät aber um einen Einzelfall, wer weiß, durch wie viele Hände das Lumia 710 auf dem Weg in die CW-Redaktion schon gewandert war.

Immerhin: Dank des abnehmbaren Rückdeckels kann der Nutzer den Akku eigenständig auswechseln - im Vergleich dazu muss das Lumia 800 etwa bei einem Defekt eingeschickt werden. Außerdem verzichtete Nokia beim Lumia 710 auf den abenteuerlichen Verschlussmechanismus zum Einlegen der Micro-SIM-Karte - der übrigens auch beim Lumia 900 weggelassen wurde.

Weniger hübsch ist die Tatsache, dass das glänzende Kunststoffgehäuse des Lumia 710 Fingerabdrücke und Schmutz fast magisch anzieht. Da hilft es auch nur bedingt, dass Nokia als Zubehör für das in den Grundfarben Schwarz und Weiß verfügbare Gerät verschiedenfarbige Rückdeckel (Weiß, Schwarz, Cyan, Fuchsia und Gelb) anbietet - eine fett- und schmutzabweisende Oberfläche wäre sicher praktischer und ästhetischer.

Den Rotstift setzte Nokia auch beim Bildschirm an: Anstelle des im großen Bruder verbauten Super-AMOLED-Displays erhielt das Lumia 710 nur ein einfaches TFT-Modell. Dieses bietet natürlich nicht so leuchtende Farben, dank Clearblack-Technik lässt es sich aber immerhin auch bei Sonnenschein noch gut nutzen. Die Auflösung des 3,7-Zoll-Displays ist bei beiden gleich - sie beträgt wie bei allen Windows Phones 480 mal 800 Pixel.

Als weiterer offensichtlicher Unterschied zum Lumia 800 befindet sich beim Lumia 710 unterhalb des Bildschirms ein Navigationsbalken mit den Funktionen "Zurück", "Windows" (Menü) und "Suche". Zur einfacheren Bedienung leuchten die Symbole dabei bei Dunkelheit. Wer beim Tippen allerdings nicht genau zielt, löst mitunter zwei Ereignisse hintereinander aus. Als weitere Elemente befinden sich oben am Gerät der An/Aus-Schalter, die Kopfhörerbuchse und der microUSB-Slot, während von vorne betrachtet rechts an der Seite die Lautstärkenwippe und der Knopf für die Kamerafunktion sitzen.

Apropos Kamera: Hier nutzt Nokia ein einfaches 5-Megapixel-Modell statt dem 8-Megapixel-Objektiv von Carl Zeiss. Die Bildqualität ist bestenfalls Mittelmaß, problematisch ist insbesondere das Bildrauschen bei schlechten Lichtverhältnissen. Positiv hervorheben muss man indes den physischen Kamera-Auslöser an der Seite und die Funktion "Tip to Fokus" - der Nutzer kann den scharfzustellenden Bereich durch Antippen auf dem Display auswählen. Eine Frontkamera für Videotelefonate sucht man indes wie beim Lumia 800 vergeblich - während es inzwischen immerhin eine Beta-Version von Skype im Marketplace gibt.