Gartner über Cloud-E-Mail

Noch viel Arbeit für Googlemail

02.11.2011
Von 
Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Cloud-E-Mail wird sich schrittweise in Unternehmen durchsetzen. 2014 soll die 10 Prozent-Marke fallen. Googlemail muss allerdings noch etwas nachbessern.
Erkennt Defizite im Back-End: Gartner-Analyst Matthew Cain.
Erkennt Defizite im Back-End: Gartner-Analyst Matthew Cain.
Foto: Gartner

Googlemail hat noch einen marathonartig langen Weg vor sich, wenn es bei den E-Mails in großen Unternehmen eine führende Rolle spielen will. Aber es beginnt sich für den cloud-basierten E-Mail-Dienst aus dem Hause Google allmählich zu rechnen, bisher Stehvermögen gezeigt zu haben, während andere Anbieter nicht durchhielten. So lässt sich das derzeitige Urteil von Gartner zusammenfassen.

Die Analysten bescheinigen Googlemail einerseits, jetzt zur ernsthaften Alternative im Markt für Enterprise-E-Mail avanciert zu sein. Andererseits weisen sie auf die enormen Defizite hin, die Googlemail aus Sicht von Back-End-Anwendern in größeren Firmen immer noch aufweist. Die Konkurrenz zwischen Microsoft und Google um den Lorbeer bei der elektronischen Postdienstleistung wertet Gartner als günstig für die Anwender. Denen raten die Experten, mit der Umzug des Mailings in die Wolke – sofern möglich – noch ein bisschen zu warten.

Nach fünf Jahren auf dem Markt gewinne Googlemail allmählich genügend Gewicht in Unternehmen mit mehr als 5000 Mitarbeitern. Es sei mittlerweile eine echte Alternative zu Microsoft Exchange Online und anderen cloudbasierten Diensten. „Der Weg dahin war lang und steinig“, konstatiert Analyst Matthew Cain. Google könne jetzt aber mit Fug und Recht als Mainstream-Anbieter für Cloud-E-Mail betrachtet werden.

Im gesamten Enterprise-E-Mail-Markt behaupte Googlemail aktuell einen Anteil von etwa 1 Prozent, so Cain. Im Cloud-Segment hingegen liege der Anteil bei fast der Hälfte. Allerdings sei dieses Segment immer noch im Kindergartenalter – mit lediglich 3 bis 4 Prozent des Gesamtmarktes. Gartner prognostiziert einen Anstieg auf ein Fünftel bis Jahresende 2016 und auf 55 Prozent bis Ende des Jahrzehnts.

Bereits bis 2014 soll Cloud-E-Mail ein Zehntel des Enterprise-Marktes ausmachen. „Letztlich erwarten wir Cloud-Email- und Collaboration-Services als dominantes Liefermodell für die nächste Generation an Kommunikations- und Collaboration-Technologien in Unternehmen“, sagt Gartner-Analyst Tom Austin. Momentan seien Firmen insbesondere deshalb noch zurückhalten, weil sie Pionierkosten vermeiden wollten. Insgesamt sei derzeit noch die Liste der Vorzüge genauso lang wie jene der Nachteile.