Die Mehrheit der Bürger findet Computer wichtig für die Zukunft, doch:

Noch prägt der "große Bruder" das lmage der DV

06.02.1987

MÖLLN (lo) - Viele Bundesbürger haben keine Angst mehr vor der Computertechnik. Nach einer ersten Tuchfühlung mit dem neuen Gerät betrachten sogar 70 Prozent die Mikroelektronik als wichtig für "Zukunft und Fortschritt". Doch noch immer belastet das Image des "großen Bruders" die DV. Diese Ergebnisse weist zumindest eine Studie des Möllner Sample Instituts im Auftrag der IBM Deutschland aus.

Immer mehr "Maschinenstürmer" überdenken demzufolge ihre Position: Von 1983 bis 1986 stieg hierzulande der Anteil derjenigen mit mehr Technikakzeptanz sowohl in der breiten Bevölkerung als auch bei Jugendlichen von 36 Prozent um zehn Punkte auf 46 vom Hundert, schreibt Susanne Schröder vom Sample-lnstitut in Mölln in einer Studie aus dem vergangenen Jahr über den Image-Wandel in Sachen neue Technik. Daß die Vorteile der Mikroelektronik ihre Nachteile überwiegen, stellten 1983 noch 35 gegenüber 25 Prozent der Befragten fest. Nicht entscheiden wollten sich damals 40 vom Hundert der Bevölkerung. Derzeit sind 47 Prozent der von Sample befragten 2000 Bundesbürger ab 14 Jahre der Meinung, daß Computer "eher Vorteile" bringen. Dem steht nur noch etwa ein Fünftel an Kritikern gegenüber. Die Gruppe der Unentschiedenen ging auf 34 Prozent zurück, "ist jedoch immer noch recht hoch", kommentiert die Möllner Analytikerin und meint, Wissensvermittlung tue not. Denn unverändert ragt eine Hemmschwelle beim direkten Umgang mit dem Computer auf. Wie nämlich vor fünf Jahren bereits registrierte Sample Ablehnung von 52 Prozent der Bundesbürger dann, wenn sie selbst mit dem Computer arbeiten sollten. Demgegenüber zeigt sich, wie schon 1982 der Anteil der "Sympathisanten" mit 28 Prozent auf demselben Stand.

Nähe kann jedoch Vertrauen schaffen: Wer bereits praktische Erfahrungen mit dem Rechner hat, arbeitet "gern" mit ihm, so die Auswertungen aus Mölln, weil er die Arbeit nicht nur "interessanter macht", sondern sie vor allem "erleichtert". Gemessen an der Gesamtbevölkerung sind es gerade die Jugendlichen bis 19 Jahre, die den Umgang mit Computern - vor allem in ihrer Freizeit - erlernt haben.

Allerdings stehen die bundesrepublikanischen Mädchen und Frauen im "technischen Abseits": In der Bevölkerung insgesamt verläuft die Relation eindeutig zugunsten der Männer, machen Sample-Werte fest. 52 Prozent der Jungen im Alter zwischen 14 und 19 Jahren nehmen die Mikroelektronik als "ihr Thema" an, nur 27 Prozent der gleichaltrigen Mädchen sind an "technischen Dingen" interessiert.

Nach der Studie des Möllner Instituts gilt jedoch nur für die Technik ein größeres Maß an Akzeptanz. Entfällt nämlich die eigene positive Erfahrung mit dem Computer als korrigierendes Element, erscheinen unverändert Ängste über negative Einflüsse der Daten- und Informationsverarbeitung in Staat und Gesellschaft. So befürchtete 1986 die Mehrheit von 70 Prozent aller Befragten, daß "Computer in den kommenden Jahren viele Arbeitsplätze ersetzen werden"; auch die Vision vom "Gläsernen Menschen" zeigte sich unverändert deutlich: Der Aussage nämlich, "Computer geben dem Staat zuviel Macht und zu viele Möglichkeiten, Kontrolle auszuüben", stimmten über die Hälfte zu.