Entscheidung gegen eine Portierung nur ein Gerücht

Noch kein Zeitplan für die MS-DOS-Version von Oracle

04.09.1992

MÜNCHEN (qua) - Einer Meldung der CW-Schwesterpublikation "Infoworld" zufolge wird die Version 7 des Datenbank-Systems Oracle nicht unter MS-DOS laufen. Die deutsche Oracle-Niederlassung dementiert dies, räumt jedoch ein, daß die MS-DOS-Portierung "sehr weit hinten im Plan" stehe und nicht alle Features der neuen Oracle-Version umfassen werde.

Ob und wann Oracle 7 unter MS-DOS laufen wird, ist offenbar noch nicht definitiv geklärt. Nach Aussagen von Herbert Fischer, dem technische Direktor und Produkt-Marketing-Leiter der Münchner Oracle GmbH, hat der Anbieter bislang keine Entscheidung gegen eine Portierung auf das 16-Bit-Betriebssystem gefällt; andererseits besitzt er aber auch noch keine Vorstellung davon, wann die MS-DOS-Ausführung fertig sein soll. "Es ist möglich, daß die Zeit uns hier überrollt", spekuliert Fischer. MS-DOS sei als Betriebssystem überholt, und Oracle müsse sich überlegen, wie weit der Speicherplatz reiche.

DOS-Portierung mit geringer Priorität

Die Anwender reagierten auf solche Mutmaßungen kühler als erwartet. Ihrer Ansicht nach ist MS-DOS mit der im Beta-Test befindlichen Version 7 tatsächlich überfordert. "Oracle frißt von Version zu Version mehr Ressourcen", konstatiert beispielsweise ein Mitglied der Deutschen Oracle Anwender-Gruppe e.V. (Doag). "Irgendwann ist DOS da mal am Ende." Allerdings laufe die Vorgängerversion 6 mitsamt Tools anstandslos sogar auf einem Handheld-PC - sofern dieser mindestens 6 MB Hauptspeicher ansprechen könne.

Sollte sich Oracle gegen eine Server-Ausführung unter MS-DOS entscheiden, so betrifft dies vor allem jene Anwender, denen daran gelegen ist, ihre Anwendungen vom DOS-PC bis zum unternehmensweiten Datenbank-Server skalierbar zu halten. Den anderen verspricht Fischer, daß Version 6 und Version 7 - anders als 5 und 6 "voll kompatibel" seien und über SQL-Net beziehungsweise Forms miteinander kommunizieren könnten.

In jedem Fall wird ein MS-DOS-basiertes Produkt-Release der jüngsten Oracle-Version nicht alle Features umfassen, die beispielsweise unter OS/2 zur Verfügung stehen. Voraussichtlich fehlt neben der Parallelserver-Funktion und den Möglichkeiten für die Transaktionsverarbeitung auch die Unterstützung von "Shared SQL". Der letzte Punkt ist im Oracle-Management jedoch, so Fischer, noch strittig.

Im Vergleich zu Version 6 bietet Oracle 7 vor allem referentielle Integrität, ein automatisiertes Zweiphasen-Commit-Protokoll sowie Stored Procedures und Trigger. Laut Fischer bleibt diese Funktionalität im Falle einer MS-DOS-Portierung ohne Einschränkung erhalten.

Während die MS-DOS-Portierung auf der ziemlich Prioritätenliste weit unten rangiert, gilt Mittlerweile als sicher, daß

die OS/2-Version Anfang des kommenden Jahres generell verfügbar sein wird. Wie Fischer bestätigt, zählt der MS-DOS-Windows-Nachfolger "Windows NT" ebenfalls zu den bevorzugt bedienten Plattformen - wenn er erst einmal am Markt ist. Gerüchte, wonach Oracle die Ultrix-Unterstützung bereits eingestellt habe, weist der Technik-Direktor im übrigen entschieden zurück.