No Future Systems

28.08.1987

Die legendären "Future Systems" (FS), wie IBM sie für die späten 70er Jahre geplant hatte, sind nie gebaut worden. Ein Traum war geplatzt: Die erstrebte Einheit von Expertenwissen und Expertensystem ließ sich mit den herkömmlichen Mitteln der DV-Beschreibungstechnik, sprich: der Programmierung, nicht herstellen - ein Softwareproblem, das nach wie vor existiert. Wie wir mit der Sprache umgehen, wie der Benutzer mit dem DV-System kommuniziert, bleibt die Kernfrage der Computer-Science.

Seit dem FS-Fiasko hat sich kein DV-Hersteller die Frage nach der Machbarkeit gestellt und ob es am Ende für die Anwender nicht wichtigere Datendinge gäbe. Im Gegenteil: Die DV-Industrie wünscht jedem Anwender-Unternehmen, das den Nutzen von Expertensystemen anzweifelt, insgeheim die Konkurs-Pest an den Hals. Die Losung "Informationstechnik als strategische Waffe" muß ihre Gültigkeit haben, wollen die DV-Hersteller weiterwachsen.

Nur: Zur Diskussion über Wirkung und Folgen der Informationstechnik haben die DV-Anbieter, außer Marketingsprüchen, so gut wie gar nichts beigetragen. Ironie des Schicksals: Unterstellt, Anwender-Unternehmen wollten heute die "problemadäquate" Systemtechnik einsetzen (Stichwort: "Qualitative Datenverarbeitung") - es gäbe niemanden, der sie ihnen anbieten könnte. Stimmte die Erfolgsformel von der "neuen Dimension durch Information" vielleicht gar nicht? Nein, mit Durchstarte-Parolen ("Büro der Zukunft", "Fabrik mit Zukunft") ist dem Problem nicht beizukommen. Aber zwingen wir die DV-Hersteller wenigstens, ihre Inkompetenz zuzugeben!