Nixdorf: Von oben herab

14.09.1979

In zwanzig Jahren, glaubt Heinz Nixdorf, könne die Hälfte seines Umsatzes aus dem Bereich der digitalen Kommunikationstechnik kommen (vergleiche Seite 1). Sein erstes Produkt für diesen Markt, das Datentelefon, mausert sich, daran besteht kein Zweifel, zu einem respektablen Umsatzträger, wenngleich die derzeitige Bundespostpolitik - sprich Modempolitik - ein eher rauhes Verkaufsklima schafft. Nixdorf hat des öfteren dagegen gewettert, daß die Post als Teilnehmer am Datenkommunikationsmarkt wettbewerbs-hemmend wirkt.

Es stimmt, daß ohne die Deutsche Bundespost nichts läuft. Nur muß daran erinnert werden, daß die Hersteller ihrerseits bisher nicht allzuviel getan haben, "freien Datenaustausch gerätetechnisch möglich zu machen.

Wichtig ist indes ein anderer Aspekt: Besteht überhaupt Nachfrage nach Datenkommunkationsdiensten, wie sie auf der Angebotsseite (Post, Hersteller) geplant werden?

Heinz Nixdorf ist anscheinend überzeugt, daß der Kommunikationsmarkt in den achtziger Jahren schneller wachsen wird als der Datenverarbeitungsmarkt. Der Paderborner agiert gleichwohl - was das Ankündigungstiming anlangt - äußerst vorsichtig, wissend, daß Rechnungen in der Produktpolitik oft nicht aufgehen.

Bei der Marktpremiere der ersten Nixdorf -Taschencomputer für den Consumer-Bereich (siehe Seite 1) konnten die Paderborner freilich nichts falsch machen. Der Erfolg des "LK 3000" als Spiel und Schulgefährte ist garantiert. Härter wird es im professionellen Bereich. Die meisten Anbieter von arbeitsplatzorientierten "Personal Computern scheiterten bisher an der Softwarehürde. Gegenüber Commodore, Apple und Radio Shack hat Nixdorf freilich einen entscheidenden Vorteil: Er kommt "von oben runter" in den Consumer-Markt, hat Erfahrungen auf dem Softwaresektor und kann Kundendienstpower bieten.

Nixdorf geht es offenbar darum, sich mit dem LK 3000, der über die Theke verkauft wird, neue Vertriebswege zu erschließen. Der Name "Nixdorf" soll in der breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht, die Chance genutzt werden, von Anfang an im Kommunikationsgeschäft dabeizusein. Fragt sich nur, was aus der Chance gemacht wird.