Die meisten Kunden kommen aus dem 8870-Lager:

Nixdorf mit drei 8890-Usern in PCM-Halbzeit

15.05.1981

MÜNCHEN - Als Nixdorf sich im letzten Herbst anschickte, mit dem System 8890 das IBM-kompatible "Mainframe-Parkett" zu betreten, setzte sich der Paderborner Führungskader ehrgeizige Ziele: Hundert Installationen sollten es im ersten Geschäftsjahr werden. Noch auf der Hannover-Messe tönte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Klaus Luft, daß bereits "mehr als zwanzig" Maschinen im Einsatz seien. Doch der Blitzstart, mit dem die Nixdorfer einst in den MDT-Markt sprinteten, scheint im PCM-Geschäft nicht recht zu gelingen. Wie die COMPUTERWOCHE ermittelte, gibt es zur "Halbzeit" lediglich drei Pilot-Anwendungen.

Informationen über 8890-Installationen wurden bei Nixdorf bisher nur hinter vorgehaltener Hand preisgegeben. Offizielle Angaben differierten meist erheblich. Während Gerd Wagner, Leiter des Nixdorf-Geschäftsbereiches C.I.S. (Compatible Informations-Systeme), sich noch im April über die Anzahl der tatsächlich eingesetzten Maschinen aussschwieg, legt C.I.S.-Vertriebschef Michael Maquet - mit der CW-Recherche konfrontiert - die Karten auf den Tisch: "Es gibt derzeit drei ,echte' Kundeninstallationen."

Was Wagner seinerzeit andeutete, bestätigt auch Maquet. Nixdorf wolle bis Ende Juni dreißig Systeme im Einsatz haben - davon seien jedoch 19 intern und nur elf beim Kunden vorgesehen. Die nächste "Anwender-Maschine" werde Anfang Juni an den IBM-/3-Anwender Rawe GmbH & Co., Nordhorn, ausgeliefert.

Indessen scheint auch das gesamte Marketing-Konzept der Paderborner in andere Bahnen zu geraten. Sprachen die C.I.S.-Mannen noch auf der Hannover-Messe davon, man wolle mit der 8890 vorrangig dem Marktführer auf den Pelz rücken, so räumt Maquet heute ein: "Wir werden weiterhin zweigleisig fahren." Der Nixdorf-Vertriebschef rechtfertigt damit eine Entwicklung, die vielleicht auch an der Pader nicht ganz vorauszusehen war. Denn bisher setzt sich die absolute Mehrheit der 8890-Besteller aus 8870-Benutzern zusammen. Maquet erklärt dies damit, daß in der ersten Verkaufsphase die Marktchancen generell bei "eigenen Kunden" größer seien. Inzwischen zeichne sich jedoch eindeutig ab, daß künftige 8890-Anwender nicht nur aus dem IBM-, sondern auch aus dem BS1000-Lager (Siemens) stammen werden.

Zufrieden über ihre Anlage äußern sich indessen die derzeitigen 8890-Fahrer (Hänssler Verlag in Neuhausen bei Stuttgart, Hammelmann Maschinenfabrik in Oelde und Raiffeisen Hauptgenossenschaft, Hannover). Sowohl am System als auch an der Unterstützung sei "absolut nichts auszusetzen" .