Für neue Anwendungsmöglichkeiten der Datentechnik gerüstet:

Nixdorf bei Großkunden gut im Geschäft

25.09.1981

BERLIN (ub) - Die Nixdorf Computer AG (NCAG), Paderborn, steht nach eigenen Worten weiterhin auf der Sonnenseite der Konjunktur. NCAG-Vorstandsmitglied Arno Bohn gab auf einer Pressekonferenz in Berlin bekannt, daß die Paderborner in den ersten acht Monaten 1981 im Vergleich zum Vorjahr 25 Prozent mehr umgesetzt haben. Der Auftragsbestand sei um 23 Prozent auf 1,6 Milliarden Mark gewachsen (CW 38/81 vom 18. September). Das Jahresergebnis soll auf dem gleichen Level liegen. Auch der Ertrag werde zufriedenstellend sein.

Ende August beschäftigte Nixdorf weltweit 14 700 Mitarbeiter, davon über 10 000 in der Vertriebs- und Dienstleistungsorganisation. Seit Jahresbeginn wurden 1900 neue Arbeitsplätze geschaffen. Überdurchschnittlich aufgestockt wurde der Personalbestand in den Hard- und Software-Entwicklungszentren. In Paderborn, Berlin, München, Utrecht und in den USA arbeiten insgesamt 1170 Spezialisten an neuen Produkten. Eines davon ist ein "Personal Computer" auf Magnetplattenbasis. Er soll 1982 in den Markt eingeführt werden, laut Bohn aber erst, wenn die Probleme in der Schulung und im Service gelöst sind. Der Nixdorf-Standard soll auch in diesem Bereich gesichert sein.

Der weiteren Geschäftsentwicklung seien die Paderborner nach den Worten ihres Vertriebsvorstandes "zuversichtlich" entgegen. Sie rechnen damit, daß sich die Investitionsbereitschaft der Unternehmen in den nächsten Monaten erhöhen wird. Dies vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen Kosten- und Wettbewerbssituation, die verstärkt zu kostensparenden und produktivitätssteigernden Investitionen führen werde. In diesem Zusammenhang komme DV-Produkten eine besondere Bedeutung zu. Der Einsatz neuer Technologien sowie eine zunehmende Integration von Datenverarbeitung und Nachrichtentechnik werde darüber hinaus zu neuen Anwendungsmöglichkeiten führen, für die Nixdorf gerüstet sei. H. D. Wendorff, Leiter des Produktmarketing, nannte als Beispiele die Nutzung von Teletex und Bildschirmtext, die Anschlußmöglichkeiten an Datex-P und die Entwicklung komplexer In-(...)-Netze unter Einbeziehung des Ethernet-Know-hows. Diese Möglichkeiten könnten mit Nixdorf-Systemen bereits heute zu einem beträchtlichen Teil genutzt werden.

Nixdorf sieht sich in seiner Produkt- und Marketingstrategie bei der Bedienung des Großkundenmarktes bestätigt. Die Marktstellung als Lieferant für große Industrieunternehmen, Geldinstitute, Dienstleistungs- und Handelsbetriebe habe man kontinuierlich ausgebaut. Heute entfielen 60 Prozent des Inlandsumsatzes auf Großkunden. Von den 100 größten Industrieunternehmen der Bundesrepublik seien 71 Nixdorf-Kunden, darunter die ersten 29 auf der Liste. In jedem dritten Projekt werde im übrigen Standardsoftware eingesetzt.

Groß im Geschäft sind die Paderborner auch bei Geldinstituten. Mit den Terminalsystemen 8864 habe man in Europa die Marktführerschaft übernommen. In den meisten europäischen Ländern seien die führenden Banken Nixdorf-Kunden. In der Bundesrepublik stünden bei den führenden Großbanken allerdings die einschlägigen Investitionsentscheidungen noch aus. Vor allem der "hervorragende Geschäftsverlauf" mit in- und ausländischen Geldinstituten hat nach Angaben von Bohn sein Unternehmen veranlaßt, im Paderborner Werk im Oktober mehrere Sonderschichten zu fahren.

H. J. Gerlach, Vertriebsleiter Distributed Systems, sieht den Markt für Systeme für verteilte Datenverarbeitung als einen Wachstumsmarkt. Immer mehr dezentrale Computerkapazität werde immer wirtschaftlicher eingesetzt werden können. Die Entwicklung auf dem amerikanischen Markt verdeutliche dies. Dort würden bereits durchschnittlich zehn Mitarbeiter direkt oder indirekt von einem Computer an ihrem Arbeitsplatz unterstützt, in Deutschland seien es erst 45. Nixdorf habe sich mit seinen Produkten auf drei DDP-Schwerpunkte spezialisiert, die Datenerfassung und -vorverarbeitung; die interaktive Datenverarbeitung (autonom oder dediziert) und die verteilte Datenverarbeitung in Verbundnetzen unter zentraler Kontrolle.

Nach Angaben des Firmensprechers hat Nixdorf in diesen Anwendungsschwerpunkten folgende Installationszahlen aufzuweisen:

- 9500 Systeme 620/8850 mit rund 85 000 angeschlossenen Arbeitsplätzen. Die Marktanteile lagen hier in der Bundesrepublik bei 35 Prozent und in den USA bei 20 Prozent.

- 12 000 Systeme 8870 mit etwa 36000 Arbeitsplätzen, davon ein wesentlicher Teil in Großunternehmen mit Aufgaben der autonomen Datenverarbeitung.

- 4000 Anlagen der Produktfamilie 8860, einschließlich der Handelssysteme 8862 und der Bankenterminalsysteme 8864 mit mehr als 30 000 Arbeitsplätzen.

Der Vertrieb der Mainframe-Anlage 8890 entwickelt sich nach Angaben von Arno Bohn "planmäßig". Derzeit seien 30 Systeme geordert, davon 15 extern. Bis Jahresende werde man Aufträge in einer Größenordnung, die "nicht wesentlich" unter 100 liege, "im Kasten" haben.

Anläßlich der Pressekonferenz zeigte Nixdorf seine Berlin-Aktivitäten auf. In der dortigen Produktionsstätte mit rund 4200 Mitarbeitern, das sind 15 Prozent der Gesamtkapazität, werden das System 620, Magnetplatten und -laufwerke, Floppylaufwerke, Zeilendrucker und Bildschirme gefertigt. In der Berliner Entwicklung sind derzeit 202 Mitarbeiter tätig, das sind 20 Prozent der gesamten Entwicklungskapazität, Eines der hier entwickelten Produkte ist ein Gebäudeleitsystem, mit einer 8870 und später auch einer 8812 als Leitrechner. Pilotanwender sind Nixdorf-Neubauten in Paderborn, Zürich und Hamburg. Mit dem Gebäudeleitsystem, das Energie sparen helfen soll, will Nixdorf 1982 in den Markt gehen.