Polizei kämpft mit Ausfällen des Linux-Systems

Nivadis-Projekt macht Zwangspause

23.01.2004
MÜNCHEN (CW) - Das niedersächsische Innenministerium hat das im September vergangenen Jahres gestartete Projekt Nivadis vorerst gestoppt. Viele Polizeibeamte hatten sich in den vergangenen Wochen über massive Probleme mit dem neuen, auf Linux und Java basierenden System beschwert.

Vorerst sollen keine weiteren Polizeistationen mit dem neuen "Niedersächsischen Vorgangsbearbeitungs-, Analyse-, Dokumentations- und Informationssystem" (Nivadis) ausgestattet werden. Damit reagiert das Ministerium in Hannover auf die anhaltenden Beschwerden der Beamten, die nach wie vor mit den Tücken des Computersystems kämpfen.

Derzeit arbeitet knapp die Hälfte der 50 Polizeiinspektionen mit Nivadis. Das soll nach den Vorstellungen der Verantwortlichen auch so bleiben. Allerdings seien einige Probleme zu beheben, bevor weitere Dienststellen eingebunden werden könnten. Ursprünglich sollten bis Mitte des Jahres etwa 12000 Arbeitsplätze mit dem neuen System ausgestattet werden. Ob sich dieser Zeitplan einhalten lässt, ist nun fraglich geworden.

Die Probleme mit Nivadis begannen bereits, kurz nachdem der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann Mitte September 2003 den offiziellen Startschuss für das Projekt gegeben hatte (siehe www.computerwoche.de/go/80114544 : "Polizei strauchelt mit Linux-Projekt"). Die Polizeibeamten klagten über Systemabstürze, miserable Antwortzeiten und mangelnde Bedienungsfreundlichkeit. Dietmar Eickhoff, Senior Manager des für das Projekt verantwortlichen Dienstleisters Mummert Consulting, räumte im Dezember vergangenen Jahres die Mängel ein. Aufgrund von Umstellungen im System hätten einige Parameter neu justiert werden müssen. Diese Schwierigkeiten habe man jedoch in den Griff bekommen. Das rund 82 Millionen Euro teure Projekt entspreche nun den Erwartungen, versicherte Eickhoff damals.

Das scheint jedoch nicht der Fall zu sein, wie die jüngste Entscheidung des niedersächsischen Innenministeriums zeigt. Die bisherigen Bemühungen, die Schwierigkeiten zu beseitigen, seien nicht erfolgreich gewesen, verlautete aus Hannover. Neben der lahmenden Performance behinderten auch Fehlermeldungen die Arbeit, heißt es in Polizeimedien. Ein Drittel aller Störungsmeldungen müsse durch Programmierarbeiten behoben werden. Mummert habe nun vier Wochen Zeit, die Probleme rund um Nivadis in den Griff zu bekommen. (ba)