Flackerndes Licht loest Gehirnreize aus

Nintendo und Sega untersuchen Videopsiele auf Gesundheitsrisiko

22.01.1993

Auch die "Sueddeutsche Zeitung" findet keine eindeutige Erklaerung in ihrem Bericht ueber das Unglueck. Doch praesentiert das Blatt aus Muenchen einige Fakten aus der Medizin: Kraempfe bis hin zu epileptischen Anfaellen werden unter anderem durch Lichtimpulse ausgeloest. Epileptiker (ein Prozent der Bevoelkerung Deutschlands) sind besonders gefaehrdet, nachweislich sind zehn Prozent von ihnen besonders lichtempfindlich.

Laut Dr. Thomas Pollmaecher vom Max-Planck-Institut fuer Psychiatrie, Muenchen, bewirkt das flackernde Licht folgendes: Die Gehirnstroeme schwingen mit einer Frequenz von etwa 10 Hertz (Alpha-Rhythmus). Registriert das Auge Lichtimpulse mit einer aehnlichen Frequenz, dann wird der Alpha-Rhythmus an die Lichtschwingungen angepasst. Epilepsiegefaehrdete Personen reizt das Licht so stark, dass sie einen Anfall bekommen - toedlich wirkt er aber so gut wie nie.

Eine Pause entlastet die Augen, schuetzt aber nicht vor epileptischen Anfaellen. Nicht die Dauerbelastung ist gefaehrlich, sondern die Naehe zum pulsierenden Licht und dessen Frequenz. Wer die Reize nicht meiden kann, sollte grosse Distanz zur Lichtquelle einhalten, damit die Impulse nur einen kleinen Teil im Gesichtsfeld einnehmen und ihre Wirkung gering bleibt. Wer bei sich oder seinem Kind eine auffaellige Reaktion bemerkt, kann durch einen einfachen EEG-Test genaueres erfahren.

Die Hersteller Nintendo und Sega untersuchen zur Zeit, ob ihre Geraete Gehirne wie beschrieben reizen. Gleichzeitig hat das japanische Gesundheitsministerium eine Untersuchungskommission eingesetzt. Die Berichte beider Gruppen werden nicht nur die Eltern der Kinder interessieren, die ein Videospiel besitzen, sondern auch die Bildschirm-Pruefstellen in Deutschland. Wer an einem Computermonitor arbeitet, kann sich mit einer Bildwiederholfrequenz von etwa 70 Hertz vor der Ueberreizung schuetzen und sollte beim Kauf auf ein scharfes Bild achten.