Niemand vermisst Napster

27.11.2001
Um kostenlose Musiktauschbörsen nach dem Peer-to-Peer-(P-to-P-)Prinzip ist es ruhig geworden, seit Napster den Schritt in die Kommerzialität versucht hat. Unter der Oberfläche jedoch brodelt es weiter - es wird intensiver getauscht als jemals zuvor.

Dem Info-Dienst Webnoize.com zufolge sind allein im Oktober rund 1,8 Milliarden Dateien über die "Dienstleister" Kazaa, Musiccity und Grokster transferiert worden. Dies bedeutet einen Anstieg zum Vormonat von etwa 20 Prozent. Die drei Applikationen bedienen sich dabei der P-to-P-Technik des niederländischen Anbieters Fasttrack und spannen so ein gemeinsames Netzwerk. Stattliche 1,3 Millionen Nutzer waren im Oktober gleichzeitig online, so der Info-Dienst.

"Das Wachstum des Fasttrack-Netzes ist verblüffend", kommentiert Webnoize-Analyst Matt Bailey. Seit rund vier Monaten sei die Zahl der gleichzeitig angeschlossenen Nutzer um 480 Prozent gestiegen. Setze sich der Trend auch im November fort, dürfte die größte Zahl simultaner Zugriffe auf Napster von knapp 1,6 Millionen übertroffen werden. Der Unterschied: Hier konnten ursprünglich nur Musikdateien getauscht werden, via Fasttrack lassen sich sämtliche digitalen Formate verteilen.

Ein entscheidender Grund für den Anstieg der Nutzerzahlen ist auch eine Klage der Film- und Musikindustrie gegen Fasttrack, das nebenbei Kanzaa betreibt, sowie Musiccity und Grokster. "Massive Verletzungen des Urheberrechts" lautete der Vorwurf, der von 28 Medienunternehmen Anfang Oktober bei einem Distriktgericht in Kalifornien erhoben wurde. Dieses P-to-P-System sei der "Piratenbasar des 21. Jahrhunderts", hieß es weiter. Potenzial für die Fasttrack-Plattform ist jedenfalls vorhanden: Auf der Website Download.com liegt das Client-Tool "Morpheus" von Musiccity auf Platz eins, gefolgt von Kazaas "Media Desktop". Die Programme wurden innerhalb einer Woche zusammen mehr als 2,3 Millionen Mal aus dem Web geladen.

Von CW-Redakteur Alexander Freimark

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