Jupiter Communications rät zu Gelassenheit

"Nicht vom Werbefeldzug der SET-Player blenden lassen"

07.05.1999
MÜNCHEN (CW) - Nach Ansicht des US-Marktforschungs-unternehmens Jupiter Communications sollten Online-Händler dem Werben der Kreditkartenlobby widerstehen, die nun "einen letzten Versuch" unternehmen würde, das Online-Bezahl-verfahren Secure Electronic Transactions (SET) in den Markt zu drücken.

SET, so die Kritik der Analysten, sei weder für Händler noch für Käufer leicht zu nutzen. Erste Versuche in den USA, dem Ursprungsland der Technik, scheiterten am mangelnden Interesse der Endkunden. Der Grund: SET-User müssen eine spezielle Software herunterladen und einrichten, die zu alledem auch noch schwer zu bedienen sei. Die Technik floppte auch bei Online-Händlern, da die vielen Schritte zur Abwicklung einer Transaktion den Bezahlprozeß verzögerten. Daher ist SET schlichtweg ungeeignet für Online-Käufer, schlußfolgert Jupiter-Analyst Nick Jones.

Ironischerweise werde SET in Amerika nunmehr als Verfahren für die Geschäftsabwicklung zwischen Unternehmen betrachtet, während die Erfinder des Standards, Visa, Mastercard und Europay, ihn in Europa weiterhin als Zahlungsmittel für Konsumenten anpreisen.

Jupiter kritisiert zudem die Argumentation, mit der Kreditkartenfirmen für das Bezahlverfahren werben. So bezweifeln die Marktforscher einen Bericht der Kreditkartengesellschaft Visa, wonach 47 Prozent aller strittigen Kreditkartentransaktionen ihren Ursprung im Internet haben und nur SET dieses Problem beseitigen könne. Online-Händler würden laut Jupiter lediglich bei zehn bis 15 Prozent der Bezahlvorgänge per Kreditkarte Unregelmäßigkeiten feststellen. Außerdem leuchtet den Marktforschern nicht ein, weshalb Visa sich nicht einfach weigert, nicht SET-konforme Internet-Transaktionen zu verarbeiten, um so die angeblich hohe Zahl an Betrügereien zu senken. Schließlich macht Visas europäischer Kreditkartenumsatz im Web nur ein Prozent des gesamten Volumens aus.