Wann Mobilität die Karriere fördert

Nicht jeder Umzug zahlt sich aus

15.04.2010
Von Petra Riedel

Walter Dürr von pro search Personalmanagement kennt die Situation aus seiner Beratungspraxis. "Wenn man sein Einfamilienhaus auf dem Land verkauft und in der Stadt nur eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung dafür bekommt, wird man einen Umzug höchstens aus der Not heraus machen." Die Transferkosten sind seiner Erfahrung nach nicht zu unterschätzen; um sie auszugleichen, müsste das Gehalt schon stark steigen. Er empfiehlt: "Pendeln kann eine gute Alternative sein."

Anita Lauer, PC-Ware: "Der Bewerber muss sich entscheiden, ob ihm die Karriere oder der Standort wichtiger ist."
Anita Lauer, PC-Ware: "Der Bewerber muss sich entscheiden, ob ihm die Karriere oder der Standort wichtiger ist."

Auch Anita Lauter von PC-Ware sieht Pendler "als sehr engagierte Mitarbeiter, die sich unter der Woche voll auf die Arbeit konzentrieren können". Der Leipziger Dienstleister ist daher zur Flexibilität bereit und bietet seinen Mitarbeitern Home-Office-Lösungen an. Sollte man noch nicht sicher sein, ob man den Umzug wagen will, kann man sich erst nach der Probezeit entscheiden und zunächst pendeln.

Auch aus der Perspektive der Firmen sind die Fähigkeiten eines Bewerbers wichtiger als die Frage, ob er an einem, an fünf oder an zehn Firmenstandorten gearbeitet hat. Mobilität allein ist noch kein Beweis für Leistung; gleichwohl kann Mobilität notwendig sein, damit jemand Leistungsfähigkeit beweisen kann - weil er oder sie zum Beispiel erst in der neuen Firma eine angemessene Herausforderung findet. Zu viele Sprünge und Brüche im Lebenslauf lassen die Personaler jedoch vorsichtig werden: "Sehr häufige Wechsel machen uns skeptisch", sagt die PC-Ware-Personalerin.

Neue Mitarbeiter findet ihre Firma vor allem regional. Nur wenn es um besondere Qualifikationen geht, sucht das Unternehmen, das bundesweit 600 Mitarbeiter beschäftigt, auch überregional. 30 der 300 Mitarbeiter am Hauptstandort Leipzig kommen aus den alten Bundesländern, der Rest aus der Umgebung. "Wir sind im Osten auch außerhalb der IT-Branche ein bekanntes Unternehmen, kooperieren mit der Universität und bekommen laufend Initiativbewerbungen", erzählt Lauter.

Matthias Faust, SAP: "Für die meisten Bewerber ist es kein Problem, nach Walldorf umzuziehen."
Matthias Faust, SAP: "Für die meisten Bewerber ist es kein Problem, nach Walldorf umzuziehen."

"Wir haben eine große Anziehungskraft im zentraleuropäischen Raum", sagt Matthias Faust, Personalleiter von SAP Deutschland. Das Unternehmen ist einer der beliebtesten Arbeitgeber bei Hochschulabsolventen der IT-Fächer. Gut 11.000 Mitarbeiter beschäftigt die SAP am Standort Walldorf, in Deutschland sind es insgesamt 15.000. "Für einige ist es eine Umstellung, nach Walldorf zu kommen, doch für die meisten ist es sekundär."

Dafür mag es viele Gründe geben. Nicht zuletzt kann man in einem Dax-Konzern sehr viel besser verdienen als in einer Fünf-Mann-Garagenfirma. Und dieser Unterschied ist fast immer größer als der zwischen Düsseldorf und Dresden.

Wann sich ein Umzug lohnt

1. Berücksichtigen Sie, wenn Sie das Gehalt in einer neuen Region verhandeln, dass die Lebenshaltungskosten dort ganz anders sein können als in Ihrer alten Umgebung. Der gut bezahlte Job in der Großstadt ist vielleicht weniger lukrativ als der schlechter bezahlte in der Kleinstadt.

2. Erwägen Sie, ob statt eines Umzugs auch Pendeln eine Alternative ist. Viele Firmen haben gute Erfahrungen mit dem Engagement von Wochenendheimfahrern gemacht und sind zu Flexibilität bereit.

3. Wenn Sie sich unsicher sind, warten Sie mit der Entscheidung für einen Umzug, bis die Probezeit vorbei ist. Dann wissen Sie sicher, ob der Job passt und sich der Umzug lohnt.

4. Einen zweiten Haushalt am Arbeitsort können Sie innerhalb von Höchstgrenzen im Rahmen der "doppelten Haushaltsführung" steuermindernd geltend machen. Abzugsfähig sind unter anderem Kosten für Heimfahrten, die Miete sowie die Umzugskosten.

5. Bevor Sie sich für einen Umzug entscheiden, nehmen Sie Ihre Familie für ein Wochenende mit in die neue Umgebung: Können sich alle vorstellen, hier zu leben? Gibt es gute Kindergärten, Schulen, Stellenangebote für den Partner?