Apple im Unternehmen

Nicht jeder ist Axel Springer

25.07.2008
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.
Apple erlebt seit einigen Quartalen einen Boom - auch bei Computersystemen. Für Unternehmen sind die Prestigerechner jedoch nicht immer geeignet.

Als der Axel Springer Verlag durch seinen Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner publikumswirksam auf YouTube bekannt gab, alle seine Tausende von Arbeitsplätzen würden auf Apple-Rechner umgestellt, da erregte dies weniger Aufmerksamkeit, als solch einer Meldung gebühren würde.

Denn bis dato war Apple Nische. Wer Mac-Rechner benutzte, gehörte zur Kaste der Künstler, der anders Tickenden, der IT-Avantgarde - auf alle Fälle aber nicht zum Durchschnitt. Solche Exklusivität hatte ihren Preis. Die Produkte von Apple standem im Ruf, teuer zu sein. Dafür machten sie sich nicht gemein mit den Anwendern der Abermillionen Allerwelts-PCs der Wintel-Gemeinschaft. Macs waren schick, Apple-Software galt als anwenderfreundlich, weil intuitiv zu verstehen. Apples Produkte repräsentierten keinen weltweit verbreiteten Standard - sie waren eben nicht Windows-Durchschnitt.

Jetzt das. Das europaweit größte Zeitungshaus setzt flächendeckend Apple ein. In seiner Ansprache vermittelte Springer-Chef Döpfner genau die Begeisterung über Produkte von Apple, die Mac-Aficionados einem in jedem Gespräch als Glaubensbekenntnis verkaufen. Für Apple habe man sich entschieden, weil die Rechner Innovation und Kreativität förderten. Zudem seien sie einfacher zu bedienen. Apple-Rechner seien, so der Vorstandsvorsitzende, auf den Benutzer ausgerichtet: "Hier wird nicht der Computer als Selbstzweck in den Vordergrund gestellt, sondern der Nutzer."

Schließlich sei die Migration auch aus wirtschaftlichen Gründen richtig. "Durch die Preise", aber auch wegen der niedrigeren Wartungskosten sei die Umstellung kostengünstiger "als die bisherige Handhabung".

Döpfner strich schließlich noch als Argument heraus, was allen Apple-Produkten als absolutes Will-haben-Kaufkriterium anhaftet: ihr schickes Äußeres. Apple stelle die schönsten Rechner her, sagte Döpfner. Das sei zwar subjektiv, aber jeder Arbeitsplatz sehe besser aus, wenn ein Apple-Gerät darauf stehe.

Interessant war auch die Aussage des Springer-Chefs, es seien nicht technologische Gründe, die zu der Entscheidung für die Umstellung auf Apple-Clients geführt hätten. Vielmehr gab er der Hoffnung Ausdruck, dass der technische den kulturellen Wandel und die Modernisierung des Unternehmens beschleunigen werde.

1a-Werbung für Apple von Axel Springer

Wohl noch nie hat der oberste Chef eines Unternehmens die Produkte eines Computerbauers dermaßen über den grünen Klee gelobt. Dabei ist Axel Springer beileibe nicht das einzige Unternehmen, das flächendeckend Apple-Produkte einsetzt. Auch der Suchmaschinenanbieter Google vertraut überwiegend auf Macs.

Was Menschen wollen…

Eine Online-Befragung der COMPUTERWOCHE ergab ein klares Ergebnis, das den Axel Springer Verlag in seiner Entscheidung bestätigt: Gefragt, ob sie auch lieber am Mac arbeiten würden, antworteten von 498 Personen 49 Prozent mit Ja. Weitere 16 Prozent gaben an, sie würden schon am Mac arbeiten. 32 Prozent ziehen einen Wintel-PC vor. Mit anderen Worten: Zwei Drittel würden einer Entscheidung à la Springer positiv begegnen.

Juniper Networks startete Anfang des Jahres 2008 einen Versuch und stattete rund zehn Prozent seiner 6100 Mitarbeiter mit Apple-Rechnern anstelle der gewohnten Wintel-PCs aus. Juniper-CIO Michele Goins geht davon aus, dass sich künftig jeder vierte Angestellte im Unternehmen für einen Apple entscheiden wird.