Nicht die Bohne

28.04.1989

Es bleibt dabei: Klaus Luft heißt der starke Mann in Paderborn. Daß Arno Bohn, Lufts allseits beliebter Vize, fallengelassen wurde, muß die Nixdorf-Verkäufer schockieren - auf das Geschäft hat das Bohn-Opfer keinen Einfluß. Was aber den Punkt angeht, daß es normal sei, in solchen Fällen das Kampffeld zu vernebeln, so sollte man darüber nicht vorschnell urteilen. Keine Frage: Nixdorf ist angeschlagen. Vordergründig geht es um Produktpolitik und daraus vermeintlich resultierende Wettbewerbsnachteile - als ob alles falsch gewesen wäre, was Nixdorf im Mittelstandsmarkt gemacht hat.

Doch so einfach liegen die Dinge nicht. Das MDT-Konzept, Lösungen zu verkaufen, keine schwarzen Kästen, war und ist richtig. Nixdorf hat vorgemacht, wie Bürocomputer zu plazieren sind: über die Software, über die Anwendung. Nur für Sonnyboys aus der PC-Szene ist Nixdorf ein rückständiger Laden. Den Paderbornern muß man nicht sagen, wo die Anwender sind. Das sollte man keinen Augenblick vergessen. Die IBM tut's auch nicht, sucht mit ihrem großen Marketing-Teleskop den Nixdorf-8870-Himmel ab, Comet für Comet. Und die blaue Magie beginnt Wirkung zu zeigen.

Mit dieser Allegorie betreten wir sicheren Boden. Warum kann Nixdorf nicht so sein wie IBM? Gemeint ist der Versuch, aufgenommen zu werden in die Liste der Herausforderer - das alte Nixdorf-Trauma. Das Problem ist nicht lösbar, produktseitig nicht - und durch Gernegroß-Marketing schon gar nicht. Luft macht sich lächerlich, wenn er die Sternbilder vertauschen will. Als Westentaschen-IBM kann Nixdorf nicht überleben. Über das Wie - und mit wem - sollte Luft nachdenken. Bei einem Münchner Elektrokonzern wartet man womöglich gespannt auf das Ergebnis.