DB- und DC-Software:

Nicht der Preis ist kaufentscheidend

17.11.1978

Von Fachleuten wird zwar immer wieder darauf hingewiesen, daß die Kosten der Software nur einen geringen Teil der gesamten Aufwendungen für Datenbanken und Online-Systeme ausmachen. Deswegen sollte der Preis nicht kaufentscheidend sein, sondern die angebotene Leistung und - was noch wichtiger ist - die durch das Produkt beeinflußten Folgekosten.

Trotzdem, der Softwarepreis ist eine der wenigen klar erkennbaren Kosten, die das Management bei der Absegnung eines DB- oder DC-Projektes sieht. Es ist schon ein Unterschied, ob 70 000 oder 200 000 Mark als Ausgabe angefordert werden. Deshalb ist es sinnvoll, auch einen Blick auf die Preisgestaltung für Software zu werfen.

Das erste, was auffällt, ist die Tatsache, daß der Preis nicht identisch mit der Leistung ist. Ein leistungsfähiger, das heißt durchsatzstarker TP-Monitor muß keineswegs zugleich der teuerste sein. Dies allerdings zu erkennen, setzt einige Vergleichsmöglichkeiten voraus.

Mieten oder Kaufen?

Die Preisgestaltung der Hardware-Hersteller ist von einem Interesse an längerfristigen Bindungen geprägt. Deswegen sind die Mieten nicht so hoch, aber dafür ewig. Reine Software-Produzenten möchten ihre DB/DC-Software lieber verkaufen. Deswegen sind die Mietpreise - wenn Miete überhaupt angeboten wird - manchmal recht hoch. Soll ein Anwender sich festlegen und ein Paket kaufen oder lieber flexibel bleiben und nur anmieten?

Neben Budgetgründen wird die Entscheidung durch zwei Aspekte beeinflußt:

1. Die Entscheidung für ein bestimmtes Datenbank-System hat so weitgehende Konsequenzen, daß ein späterer Wechsel eigentlich ausgeschlossen ist.

2. Die Umstellung von Online-Anwendungen auf einen leistungsfähigen TP-Monitor ist zwar nicht billig, aber eher noch vertretbar. Hierfür gibt es bereits genügend Beispiele.

Wartungskosten nicht unterschätzen

Wenn man die Kosten der verschiedenen DB- und DC-Produkte miteinander vergleicht, darf man nicht die recht unterschiedlichen Wartungsgebühren außer acht lassen. Bei Mietpreisen sind sie enthalten, beim Kauf kommen pro Jahr zwischen 3 und 10 Prozent dazu.

Beispiel Datenbanken:

Anwender, die jetzt in die Datenbank-Ära eintreten (zum Beispiel mit IBM 370/138-148 oder mit Siemens 7.738 und 7.748), können zwischen einigen DBMS wählen.

Die nachfolgende Grafik zeigt die unterschiedlichen Kostenanteile bei den wesentlichen DBMS auf. Dabei wurde ein Zeitraum von acht Jahren zugrundegelegt: Ein Jahr Entwicklung und sieben Jahre produktiver Einsatz.

Obwohl die Kosten für Miete beziehungsweise Kauf der Software Unterschiede aufweisen, differieren die Leistungen und der Hardware-Verbrauch wesentlich stärker. Das preisgünstigste DBMS kann unter dem Strich das teuerste sein!

Ein DBMS oder ein TP-Monitor stellen ein komplexes Software-System mit einer Vielzahl von Funktionen und Dienstprogrammen dar. Entsprechend lassen sich auch die Preise gestalten. Dabei wird nach zwei Konzepten vorgegangen:

1. Komplettpreis:

Alle üblicherweise erforderlichen Funktionen sind im Softwarepreis enthalten; nur ausgefallene Leistungen kosten extra Gebühr. Typischer Vertreter dieser Preisgestaltung ist das Datenbanksystem ADABAS.

2. Aufpreis:

Ähnlich wie bei Automobilen werden neben dem Basissystem alle Zubehörteile einzeln berechnet. Der Anwender muß erst mitteilen, welche Leistungen er braucht, um den Endpreis ausrechnen zu können. Ein Beispiel ist der TP-Monitor Environ/1, wo sogar die Unterstützung je Gerätetyp einzeln berechnet wird.

Neben Softwarekomponenten können auch Dienstleistungen wie Installation und Schulung im Preis integriert sein oder zusätzlich berechnet werden.

Transparenz fehlt

Für einen korrekten Preisvergleich muß sich ein Anwender intensiv mit den einzelnen Produkten befassen. Nicht nur die Leistungsfähigkeit - und damit die Kostenträchtigkeit - der DBMS und der TP-Monitore ist recht unterschiedlich, sondern auch die Qualität und der Preis der ergänzenden Funktionen.

So bietet beispielsweise ein TP-Monitor wirkungsvolle Testhilfen an, die im Produktpreis enthalten sind, während Gleichwertiges bei einem anderen TP-Monitor nur gegen Aufpreis (oder gar nicht) verfügbar ist. Testhilfen benötigt aber jeder Anwender, deswegen sollten sie zur Standardausrüstung gehören.

Ein anderes Beispiel: Interaktive Abfragesprachen. Sie sind nicht unbedingt zum Betrieb einer Datenbank erforderlich, aber ein angenehmer Zusatz. Bei einem DBMS ist im Preis eine sinnvolle Abfragesprache enthalten, bei einem anderen kostet eine solche Funktion zusätzliches Geld und ist trotzdem weniger nützlich .

Wie soll ein Anwender diese Dinge auseinanderrechnen, um die tatsächliche Preiswürdigkeit eines Produktes zu ermitteln?

Da der Softwarepreis für alle gleich ist, werden für Anwender mit wenigem online- oder Datenbank-Betrieb die anteiligen Kosten für Software höher. Übersetzt heißt das: Gleiche Kosten für weniger Projekte = geringe Rentabilität.

Wie können Softwarepreise dieser Situation Rechnung tragen?

- Die Preise für Versionen "kleinerer" Betriebssysteme (DOS/VS, BS1000) liegen niedriger, obwohl die Produkte und ihre Leistungen gleich sind. TP-Monitore müssen unter DOS teilweise sogar ausgefeilter sein.

- Man schafft abgemagerte Versionen - sogenannte "Entry-Versionen" - mit reduziertem Leistungsumfang.

Im letzteren Fall handelt es sich meist um "Marketing"-Versionen; das heißt an irgendwelchen Stellen wurden Funktionen totgelegt. Das hat zur Folge, daß die Software den gleichen Speicher- und CPU-Bedarf wie das große System hat, aber weniger leisten kann.

Bei TP-Monitoren wird zu diesem Zweck meist die Anzahl der Terminals begrenzt und die Multitasking-Fähigkeit ausgeschaltet.

Ein Problem kann dadurch allerdings entstehen: Die Ansprüche an die Reaktionsgeschwindigkeit sind bei großen wie bei kleinen DV-Anlagen gleich hoch. Mittlere und kleinere Rechner sind aber weniger schnell, so daß die Software nicht durchsatzhemmend sein sollte. Ohne Multitasking aber können selbst bei geringem Nachrichtenvolumen die Antwortzeiten leicht nach oben schnellen .

Die "preisgünstige" Software ist dann allerdings kein Geschäft, wenn sie bald gegen eine leistungsfähige ausgetauscht werden muß.

*M. Bauer ist Leiter des Bereichs DV-Planung bei der GES mbH, Allensbach