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New York Times legt Print- und Online-Berichterstattung zusammen

03.08.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die "New York Times" plant, ihre für die Druckausgabe zuständigen Redakteure sowie die für das Online-Medium NYTimes.com schreibenden Kollegen zusammenzuführen. Journalisten beider Medien werden in Zukunft sehr viel häufiger bei der Berichterstattung kollaborieren als bisher. Bill Keller, Redaktionsleiter der Times, betonte, wegen dieser Zusammenlegung werde es aber keine Entlassungen geben.

Wie das "Wall Street Journal" berichtet, werden die beiden Redaktionsteams im Jahr 2007 mit dem Umzug in ein 52-stöckiges Gebäude am Times Square in Manhattan auch physisch unter einem Dach operieren. Momentan arbeiten sie in getrennten Gebäuden.

Keller sagte, man wolle mit diesem Schritt der Online-Berichterstattung mehr Gewicht verleihen. Momentan würden die verschiedenen Ressorts mit unterschiedlichem Nachdruck die Online-Berichterstattung berücksichtigen. Das Wissenschaftsressort etwa habe schon seit langem einen starken Impetus auf Veröffentlichungen im Internet gelegt.

Keller erwartet, das künftig Redakteure der Printausgabe sehr viel enger mit den Online-Verantwortlichen kooperieren. Sie sollen sich auch für die Inhalte verantwortlich fühlen, die auf NYTimes.com veröffentlicht werden.

Noch ist offenbar nicht völlig klar, wie der Integrationsprozess zwischen Print und Online genau realisiert werden wird. Gedacht wird aber unter anderem an Inhalte, die nur im Web erscheinen. Zudem soll im Internet der Anteil an Grafiken erhöht werden. Darüber hinaus wollen die Herausgeber von Angestellten der "New York Times" selbst produzierte Videos ins Netz stellen.

Überdies denken die Verantwortlichen daran, vermehrt auch Inhalte von anderen Nachrichtenorganisationen auf der Website der New Yorker Zeitung zu publizieren. Allerdings wolle man sich nicht zu einem Nachrichtenpool wandeln. Diesbezüglich haben sich etwa Yahoo oder Google hervorgetan. Allerdings werde man seine Online-Leser durchaus auch auf Seiten weiterleiten, die interessante Inhalte im Web bereitstellen.

Ein grundsätzliches Problem bei der zunehmenden Verschmelzung von Online- und Printredaktion der "New York Times" besteht darin, dass die für das Web produzierenden Redakteure im Vergleich zu ihren Print-Kollegen niedriger dotierte Arbeitsverträge besitzen. Vermutungen der Zeitungsgewerkschaft, die Zeitung könnte versucht sein, höher bezahlte Journalisten aus dem Druckbereich in die Online-Abteilung zu versetzen, wimmelte Keller ab. Das "Wall Street Journal" zitierte ihn mit den Worten, man sei sich dieser Problematik bewusst. Man werde aber höher bezahlte Redakteure nicht auf schlechter dotierte Online-Jobs versetzen.

Die "New York Times" hat im übrigen entschieden, dass sie den kostenfreien Zugang zu ihrem Online-Informationsangebot künftig stark reduzieren wird. Wer sich auf der Website der Gazette umfassend informieren will, wird künftig für diesen Service 50 Dollar pro Jahr zahlen müssen. Ausnahme: Abonnenten der Printausgabe der "New York Times" haben weiterhin unentgeltlich Zugriff auf die Web-Inhalte.

Die COMPUTERWOCHE trägt der für alle Medienhäuser bedeutsamen Entwicklung der Integration von Print- und Online-Berichterstattung schon seit langem Rechnung. Printredakteure arbeiten ständig auch dem Online-Ressort zu. Zudem wird das Web-Angebot permanent erweitert. Eine wesentliche Veränderung für die gesamte Redaktionsmannschaft der COMPUTERWOCHE stellt in diesem Prozess die Wandlung vom Wochen- zum Tageszeitungsjournalisten dar. (jm)