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New York plant krasse Anti-Handy-Verordnung

19.12.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das hat man als Ausländer früher schon bei Besuchen in New York teils bewundernd, teils mit (wohligem) Unbehagen zur Kenntnis genommen: Die Konsequenz der Amerikaner, ihre Nikotin-Afficionados rigoros vor die Hochhaus-Bürokomplexe zu jagen, wenn die denn ihrer Lust am Glimmstengel frönen wollten. "You smoke, you leave" konnte man die Antirauchkampgane beschreiben. Jetzt geht es den Handy-Benutzern an den Kragen. Der New Yorker Stadtrat hat an diesem Mittwoch eine Gesetzesvorlage eingebracht, nach der der Gebrauch von Mobiltelefonen bei fast allen öffentlichen Veranstaltungen verboten werden soll. Der Bannstrahl soll für Konzerte genauso gelten wie für Kinos, Theaterveranstaltungen, Vorlesungen, Tanzvorführungen, in Museen, Bibliotheken und Galerien. Drahtlos telefonieren können New Yorker nach dem Willen ihrer Stadtverordneten dann nur noch bei Sportveranstaltungen, beispielsweise in Basketball-Arenen oder Baseball-Stadien.

Losgelöst telefoniert werden darf natürlich auch im Notfall.

Der Gesetzesvorschlag wurde mit 40 zu 9 Stimmen vom Stadtrat beschlossen. Bürgermeister Michael Bloomberg, Nachfolger des insbesondere nach dem 11. September 2001 mit charismatischen Zügen umwehten Rudy Giuliani, sagte allerdings, er werde ein Veto gegen die Verordnung einlegen. Viel helfen wird ihm das nicht, denn der Stadtrat kann ihn mit seiner deutlichen Mehrheit für ein Handy-Verbot klar überstimmen.

Bloomberg wie auch die neun Contra-Stimmen machen geltend, dass die Gesetzesbestimmung überhaupt nicht durchgesetzt werden könne. Über das Mobiltelefon zu kommunizieren oder auch nur andere Menschen durch ein klingelndes Handy zu molestieren, stellt nach den Vorstellungen der Bürgervertreter eine Gesetzesübertretung dar und soll eine Strafe von 50 Dollar nach sich ziehen. Theoretisch. Noch ist nämlich unklar, wie ein solcher Verstoß geahndet werden soll. Eins ist allerdings jetzt schon klar: Geht die Vorlage wie geplant durch, haben sich die Stadträte von New York eines der härtesten Anti-Handy-Gesetze verordnet, die es in großen Städten weltweit gibt. (jm)