Gastkommentar

New Economy schon am Ende?

09.02.2001
Peter Pagé, Freier Marktanalyst in München

Die Schwäche des Neuen Markts könnte den Eindruck erwecken, der ganze Internet-Spuk sei schon wieder vorbei, und man gehe am besten zur Tagesordnung über. Doch so einfach sollte man sich die Sache nicht machen. Das Internet löste ja nicht nur eine übertriebene Begeisterung über die New Economy aus, sondern lieferte auch eine neue leistungsfähige IT-Infrastruktur für Unternehmen, die durch die allgemeine Kommunikationsfähigkeit und die gesenkten Betriebskosten offensichtliche Vorteile bietet.

Diese Chancen werden noch nicht richtig genutzt. Verwunderte auf der einen Seite die Hyperaktivität der New-Economy-Firmen, die das schnelle große Geld witterten, erstaunte zugleich die Langsamkeit, mit der andere Unternehmen versuchen, von der neuen Technik zu profitieren - wohl weil hier zuerst nur Arbeit droht und der Nutzen sich erst später einstellt. Noch immer entstehen Lösungen, die letztlich ein Client-Server-Modell mit mehr oder weniger fettem (Java-) Client - nunmehr auf Basis des Internet Protocol (IP) - implementieren. Damit sind sie nicht wirklich Web-basiert und können auch nicht über einen Web-Browser überall genutzt werden - zum Beispiel auf den neuen mobilen Geräten. Ein Grund dafür sind sicher die noch nicht konsequent an der Web-Kompatibilität orientierten Standards.

Trotz aller Beteuerungen schafft Microsoft hier keine Abhilfe. Dabei ist der Aufbau von Lösungen, welche den gesamten Funktionsreichtum über einen einzigen Browser verfügbar machen, auch heute schon relativ einfach, und erst damit werden die Vorteile des Internet umfassend erschlossen. In der Internet-Mall in Boston konnte ich zwar meine Web-Mailbox bei web.de lesen, nicht aber die in Microsofts "Outlook". Das gibt zu denken.