Neuorientierung in Richung Offenheit Fujitsu zahlt keine Lizenzen mehr fuer IBMs Systemsoftware

30.07.1993

MUENCHEN (CW) - Fujitsu, Hersteller steckerkompatibler Grossrechner, loest sich offenbar zunehmend von Big Blue. In diesem Jahr bezieht das Unternehmen erstmals keine Betriebssystem-Software mehr von der IBM. Gleichzeitig kuendigten die Japaner an, das eigene Unix- Derivat mit Unix-Versionen von ICL und Amdahl zu verschmelzen.

Als Grund fuer die Neuorientierung in Richtung offene Systeme gibt Fujitsu die rapide nachlassende Nachfrage nach IBM-kompatiblen Mainframes an. Gleichzeitig nehme der Anteil an Downsizing- willigen Grosskunden zu. Ziel der neuen Unix-Strategie sei es daher, so Fujitsu-President Tadashi Sekizawa, den Markt der kommerziellen Grossanwender mit einem Standard-Unix zu besetzen.

Die Vereinheitlichung von Unix soll durch den Austausch von System-Schnittstellen und die gegenseitige Lizenzierung von Produkterweiterungen erreicht werden. Erleichtert wird die dafuer noetige Zusammenarbeit dadurch, dass Fujitsu 80 Prozent der ICL- und 47 Prozent der Amdahl-Anteile haelt.

Auch technisch stehen sich die Partner nahe. Als ehemalige USL- Aktionaere sind alle drei auf Unix V.4 festgelegt und arbeiten darueber hinaus mit Suns Sparc-Architektur.

Was das PCM-Geschaeft betrifft, so entrichtete Fujitsu anders als Amdahl jaehrlich Lizenzgebueren an die Armonker und erhielt dafuer Zugriff auf die jeweils aktuelle Systemsoftware. Obwohl diese Vereinbarung noch bis 1997 gilt, haben die Japaner fuer 1993 ihre Kaufoption in diesem jahr nicht wahrgenommen. Diese Entscheidung legt nach Deutung der Tokioter "IDG News" die Vermutung nahe, dass Fujitsu die Entwicklung von IBM-kompatiblen Systemen einstellen moechte.