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ICANN legt Richtlinien fest

Neuordnung der Domain-Vergabe in Sicht

05.03.1999
Von Michael Hufelschulte
ICANN legt Richtlinien fest

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Neuordnung des Vergabeverfahrens für die Top-Level-Domains ".com", ".net" und ".org" nimmt Gestalt an. Auf einem Kongreß in Singapur legte die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) eine Marschroute für die Ablösung von Network Solutions Inc. (NSI) als alleinige Registrierungsinstanz fest. Bereits am 8. Februar hatte die Non-Profit-Organisation im Auftrag des US-Wirtschaftsministeriums eine Vorlage mit technischen, finanziellen und organisatorischen Anforderungen für den Einstieg in die Top-Level-Registrierung veröffentlicht.

Gefordert werden etwa Vorkehrungen gegen Mißbrauch oder zum Schutz der Privatsphäre, um die Zuverlässigkeit des Domain-Systems zu garantieren. Viele Kritiker bemängelten daraufhin die restriktiven Entscheidungskriterien. In Singapur hat ICANN nun entschärfte Richtlinien beschlossen, nach denen sich Interessenten bei Nachweis entsprechender Qualifikationen von bestimmten Anforderungen befreien lassen können. Ab dem 15. März dieses Jahres nimmt ICANN Bewerbungen entgegen. Daraus werden dann – möglicherweise per Losverfahren – fünf Anbieter ausgewählt, die mit NSI zunächst in einer zweimonatigen Testphase ab Ende April konkurrieren dürfen.

Auf dem Treffen hat ICANN-Interimsvorsitzende Esther Dyson zudem die Struktur verschiedener Beratergremien (Domain Name Supporting Organizations = DNSO) bekanntgegeben. Sie sollen politische, organisatorische oder wirtschaftliche Konflikte vermeiden oder lösen helfen. Schließlich kündigte Dyson an, daß ICANN oder eine dritte Partei künftig elektronische Kopien der Datenbanken sämtlicher Registrare anlegen wird. Damit solle die Erreichbarkeit von Domain-Namen auch im Fall technischer Probleme oder des Entzugs der Lizenz garantiert werden. Das nächste ICANN-Treffen findet im Mai 1999 in Berlin statt.