Identity Management

Neulich in ... Melbourne

17.01.2014
Umlaute sind im englischen Sprachraum eine große Herausforderung und führen zuweilen zu Verzögerungen beim Kaffeegenuss, wie ich als Berater in Australien erfahren musste.

Seit zwölf Wochen bin ich als IT-Berater für Identity-Management-Lösungen in Melbourne und Sydney unterwegs. Die Australier sind weltoffen und empfangen Menschen immer sehr freundlich. Ihre Kaffeekultur ist ein Zeichen dafür, und die Australier sind zu Recht stolz darauf. Ein Kaffee wird überall von einem oder einer Barista sorgfältig zubereitet, ja fast schon zelebriert. Der Kaffee kommt dabei stets als Espresso aus einer Siebträgermaschine. Zu dieser liebevollen Zubereitung gehört auch, dass der Barista den Schaum mit einer Verzierung versieht, und zwar jeden Kaffee, egal, ob in der Tasse oder im Becher, und auch dann, wenn der Becher sofort mit einem Deckel verschlossen wird.

Das Auge des Betrachters trinkt mit: Liebevoll verzierter Kaffee schmeckt gleich noch mal so gut.
Das Auge des Betrachters trinkt mit: Liebevoll verzierter Kaffee schmeckt gleich noch mal so gut.
Foto: piberger - Fotolia.com

Für uns Deutsche ungewohnt ist dabei der Bestellvorgang: Wer einen Kaffee zum Mitnehmen möchte, wird nach seinem Namen gefragt. Bei den ersten Malen war ich noch unerfahren: "Jürgen" antwortete ich und buchstabierte stets langsam und mit Umlaut. Der Name wird nebst einer Codierung für die bestellte Kaffeesorte auf den Deckel des Coffee-to-go-Bechers geschrieben und dann dem Barista für die bereits erwähnte Zelebration zugeschoben. Sobald die Köstlichkeit fertig ist, ruft der Barista den Namen des Bestellers in die wartende Menschentraube. Das ist wahres Identity-Management in der täglichen Praxis, dachte ich. Die Ressource, in diesem Fall der Kaffee, wird der Person über eine Namenskonvention zugeordnet. Vorbildlich.

Bei den ersten Bestellungen hatte ich allerdings den Eindruck, dass ich vergessen worden war - bis mir klar wurde, dass ich meinen Namen nicht verstanden hatte, weil der Barista ihn nicht aussprechen konnte. Nach ein paar Versuchen war ich schlauer und gab den Phantasienamen "John Doe" an, in der Hoffnung, dieses Mal sofort zugreifen zu können. Nur dass es jetzt ein neues Hindernis gab: Gleich drei Leute griffen nach meinem Kaffee. Auch beim Identity-Management steckt der Teufel eben im Detail. (hk)

Jürgen Gögelein, Devoteam GmbH