Neulich in . . . Hannover

10.03.2009
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Liebe geht durch den Magen, Hannover nicht. Wer mehrere Tage auf der CeBIT verbringt, braucht eine robuste Physis und sollte keinen Gedanken an Service in der Gastronomie verschwenden.

"Die Art der Erschöpfung, die einem Messen zufügen können, gleicht keiner anderen auf der Erde bekannten Erschöpfungsform. Fast scheint es, als würde jeder vorbeilaufende Mensch – und sei er auch engelsgleich, freundlich, technikbegeistert, zukunftszugewandt – ein wenig Energie abziehen." So umschreibt Blogger und Autor Sascha Lobo seinen Zustand nach drei Tagen CeBIT auf seinem Messe-Blog. Dass man nach drei weiteren Tagen auf der weltgrößten Computermesse in neue Schlappheits-Dimensionen vorstößt, liegt nicht nur an Luft, Lärmkulisse und vielen Leuten in den Messehallen, sondern vor allem am Essen.

Als CeBIT-Veteran erwartet man sich natürlich keine kulinarischen Raffinessen und ist schon froh, wenn es zwischen Vortrag und nächstem Kundengespräch für ein belegtes Brötchen reicht. Umso größer ist die Vorfreude, wenn der Chef nach einem anstrengenden Messetag in ein kleines, aber feines Restaurant einlädt. Wildfang-Steinbutt mit Hummer auf gerahmten Schwarzwurzeln mit Limonen-Vanillekartoffelpüree oder Filetsteak vom US-Beef mit lauwarmem Hummer auf Gänselebersauce und Blumenkohl-Kartoffelgratin: Die Speisekarte las sich exquisit, ebenso die Preise mit 70 Euro pro Menü. Doch der Magen wurde bitter enttäuscht, schließlich musste er sich eineinhalb Stunden gedulden, bis er mit der Vorspeise in Berührung kam. Danach dauerte es noch einmal fast genau so lange, bis das besagte Rinderfilet auf dem Tisch landete. Als wir gerade beherzt nach dem Besteck greifen wollten, eilte die Bedienung herbei, um uns die Teller samt Filets wieder wegzunehmen. Das sei die Bestellung für den Nachbartisch, lautete die halbgare Entschuldigung.

Halbgare Entschuldigungen scheinen die wirkliche Spezialität dieses Restaurants zu sein, schon zuvor hatte die Bedienung unser stundenlanges Warten mit dem Hinweis kommentiert, hier werde alles frisch zubereitet, und das brauche eben seine Zeit.

Am nächsten Abend lautete unsere Devise "Keine Experimente", und wir entschieden uns für einen Italiener. Dort kam das Essen zwar schneller, wenngleich beim Rucola-Salat das Dressing und zu den Tagliatelle das Besteck fehlte. Der freundliche Kellner brachte beides auf unsere Nachfrage und entschuldigte sich unter Verbeugungen. Das dicke Ende blieb nicht aus: Nicht nur, dass wir fast 45 Minuten auf die Rechnung warten mussten. In dieser entdeckten wir gleich drei Gerichte, die wir nicht verzehrt hatten. Und das, obwohl der Kellner uns vorher zweimal gefragt hatte, was wir eigentlich gegessen hatten. Alexandra Mesmer