Neulich in ... einem Berliner Meldeamt

07.01.2009

Eine nicht näher bekannte Frau hat sich vor einiger Zeit an den Chaos Computer Club (CCC) gewandt, weil sie einen elektronischen Reisepass (ePass) benötigte, um in die USA zu reisen. Das "Problem": Sie wollte ihre Fingerabdrücke nicht erfasst wissen. Der CCC empfahl ihr, sich Sekundenkleber auf alle zehn Finger zu schmieren, und begleitete sie nach entsprechender Vorbereitung auf das zuständige Berliner Meldeamt. Was folgte, hätte sich kein Komödienstadler besser ausdenken können: Der Kleber verhinderte, dass die Finger der Frau auf Anhieb in das Lesegerät der Behörde eingelesen werden konnten. Mehrere Beamte versuchten im Folgenden ihr Glück und starteten das Lesegerät gleich dreimal neu - erfolglos. Nachdem auch ein Ersatzgerät nicht funktionierte, wurde der Amtsvorsteher dazugeholt. Der empfahl der Frau, sich mit Spülmittel die Hände zu waschen. Gesagt, getan - nur: Sekundenkleber lässt sich nicht so leicht abwaschen. Also ließ die Frau die Katze aus dem Sack: Sie sei Chemielaborantin und hantiere des Öfteren mit ätzenden Substanzen - vielleicht seien ihre Fingerkuppen dadurch zu sehr angegriffen. Und siehe da: Der Meldeamtsvorsteher gab seine Bemühungen auf und bescheinigte der Antragstellerin im ePass-Formular, dass sie keine Finger besitze.

Ihr ePass ohne gespeicherte Fingerabdrücke wurde der Frau wenige Wochen später anstandslos ausgehändigt. Damit reiste sie vor kurzem problemlos in die USA ein und hält sich bis heute dort unverdächtig auf. Der Kommentar des CCC: Mit der richtigen Taktik und guten Nerven lässt sich jede Technik aushebeln! (sh)