Wie Deutsche Japaner auf die Palme bringen können

Neulich in … Düsseldorf

06.08.2010
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Interkulturelle Kommunikation hat ihre Tücken, das mussten Mitarbeiter eines deutschen Dienstleisters beim Treffen mit dem japanischen Kunden erfahren.

Interkulturelle Workshops stehen in der globalisierten Welt auf der Tagesordnung, wenn zum Beispiel Besuch aus Osteuropa oder Asien droht. So ist das Ritual um den Austausch von Visitenkarten ein Standard im Kursprogramm. Zum interkulturellen Allgemeinwissen gehört es ebenso, in Gesprächsrunden mit Asiaten sehr höflich aufzutreten. Man sollte lange um das Thema kreisen und die harten Fakten oder eventuelle Schwierigkeiten nicht beim Namen nennen, so das Lehrbuch.

In Düsseldorf wollte unlängst ein japanisches Unternehmen mit einem deutschen Dienstleister ins Geschäft kommen. Die Japaner hatten gleich zu Beginn gesagt, worum es ihnen geht. Die deutsche Seite traute sich zunächst nicht, auf die Fragen zu antworten, sondern kreiste zwei Stunden um das Thema - höflich, ausweichend, diplomatisch, nichtssagend. Nach diesen zwei Stunden bat der japanische Verhandlungsführer um eine Pause. Man merkte ihm an, dass ihm das alles nicht gefällt.

Nach der Auszeit folgte der Paukenschlag: Im höflichen Ton, aber mit allem Nachdruck und leicht erregt, forderte er die Deutschen auf, endlich konkret zu werden, Preise und Termine zu nennen und Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Klar, alles kein Problem, darauf war man ja auch längst vorbereitet, nur wollte man als Besucher eines interkulturellen Workshops und höflicher Gastgeber nicht mit der Tür ins Haus fallen. Als sich später alles in Wohlgefallen auflöste, meinte ein japanischer Delegationsteilnehmer halb im Scherz, halb ernst: "Auch wir besuchen interkulturelle Seminare."

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