Neulich ... beim Referenzkunden

28.07.2009

Ein Rechenzentrum sollte umgebaut und erweitert werden. Die Hochverfügbarkeitssoftware für die SAP-Installation hatte jahrelang funktioniert. Ein anderer Anbieter sah seine Chance und wollte seine Hochverfügbarkeitslösung verkaufen – ein Marktführer mit viel Know-how und einem sehr bekannten Produkt. Vom Verkäufer wurde ein Referenzkundenbesuch bei einem langjährigen Hochverfügbarkeitskunden vorgeschlagen. Der Tag des Besuchs kam. Das RZ des Referenzkunden machte einen sehr professionellen Eindruck. Man merkte sofort, die Zusammenarbeit mit dem Anbieter war über Jahre gereift, die Erläuterungen vor Ort waren perfekt. Zum Schluss wollte ich vom ergrauten IT-Leiter wissen, wie die automatische Umschaltung (im Sekundenbereich) auf die andere Hardware in der Praxis funktioniert. Und ich bekam von ihm eine ausführliche Schilderung. Voller Stolz wurde mir von einer erprobten Umschaltzeit im Stundenbereich berichtet. Mehrere Versuche in der Vergangenheit, die Hochverfügbarkeitssoftware in Betrieb zu nehmen, hatten jedesmal zum Fiasko geführt. Daher fand man die perfekte Lösung in Form einer zweiten Hardware, die als "Cold Standby" danebensteht, vom Techniker ("wohnt um die Ecke") im Schadensfall manuell hochgefahren und dann parametriert wird. Mir gegenüber saß ein sichtlich stolzer IT-Leiter und daneben ein 200-jähriger, aschfahler Vertriebsbeauftragter einer Weltfirma. Drum merke: immer besser manuell!

Ulrich Kistner, Interim Manager, CIO auf Zeit