Neuheiten rund ums Rechnerherz

23.10.2002
Von Katharina Friedmann
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Alles, was in der Halbleiterbranche Rang und Namen hat, war vergangene Woche auf dem 15. Microprocessor Forum (MPF) im kalifornischen San Jose vertreten. Zu den Highlights zählten unter anderem Neuheiten von IBM , Intel und Fujitsu , die den herbstlichen Branchentreff nutzten, um den Schleier über ihren jüngsten Chipkreationen zu lüften.

Zu den interessantesten Neuheiten des jährlichen Chip-Happenings zählte eine Ankündigung aus dem Hause IBM: In der zweiten Jahreshälfte 2003 will Big Blue seinen bislang flinksten „Power-PC“-Prozessor aus dem Stall lassen. Letztere werden bislang vorwiegend in IBMs Lowend-Servern und Apple-Systemen, als Embedded-Varianten aber auch in Speichersystemen, Druckern und speziellen Industriecomputern eingesetzt.

Der „Power PC 970“ wird über rund 52 Millionen Transistoren verfügen und zunächst mit einer Taktrate von 1,8 Gigahertz debütieren. Damit ist er nahezu doppelt so schnell wie Big Blues bisheriges Flaggschiff „750FX“. Der Power-PC-Thronfolger in spe, der zahlreiche Designmerkmale von IBMs Highend-Server-Prozessor „Power 4“ geerbt hat, kann sowohl 32- als auch 64-Bit-Anwendungen verarbeiten und soll somit seinen Dienst gleichermaßen in Desktops und (Lowend-)Servern verrichten. Als Schnittstelle zum Chipsatz dient ein 900-Megahertz-Front-Side-Bus, der laut IBM bis zu 6,4 GB Daten pro Sekunde transportiert. Das entspricht etwa der Datenübertragungsrate von Intels 64-Bit-Prozessor „Itanium“ sowie der Leistung von AMDs Hypertransport-Bus in dessen kommenden x86-64-Bit-Prozessoren.

Mit der auf den Einsatz in symmetrischen Multiprozessorsystemen ausgelegten CPU zielt IBM auf die Zielmärkte Desktops, kleinere Server und Embedded-Anwendungen. Hergestellt werden soll der Power PC 970 in einem 0,13-Mikrometer-Kupferprozess mit Silicon-on-Insulator-Technik auf 300-Millimeter-Wafern. Interessant dürfte Big Blues Neuer insbesondere für Apple sein. Ob der Macintosh-Hersteller den neuen Chip in seinen Systemen einsetzen und sich damit Zugang zur 64-Bit-Welt verschaffen wird, ist noch nicht bekannt. Brancheninsider halten Letzteres allerdings für wahrscheinlich.

Ebenfalls einen 64-Bit-Prozessor stellte Fujitsu zur Schau. Der taufrische „Sparc 64 V“ (ehemals „Zeus“) für Unix-Server taktet mit 1,35 Gigahertz und ist mit zwei 128 KB großen L1- und einem 2-MB-L2-Cache großzügig ausgestattet.

Intel gewährte einen Blick in die Zukunft seines Itanium-Prozessors. Das Unternehmen stellte eine Designstudie seiner 64-Bit-CPU vor, die mit vier Prozessorkernen des Itanium-2-Chips ausgestattet ist. Bei der „Multi-Core“-Technik handelt es sich um ein integriertes Schaltungsdesign, das sich - anders als heutige Prozessoren, die neben der eigentlichen CPU noch eine Reihe weiterer Chipelemente enthalten - auf das Rechenwerk beschränkt. Ein Mehrkernprozessor hat neben erhöhter Rechenleistung den Vorteil, dass sich Hitzeprobleme leichter lösen lassen. Wann eine Itanium-Chipgeneration mit mehreren Rechenwerken Marktreife erlangen wird, wurde indes nicht bekannt gegeben.