Zweitaegige Parallelveranstaltung in Muenchen geplant

Neuformierte ICL Technology sagt nein zur diesjaehrigen Systems

26.02.1993

Eigentlich haette das zum 31. Dezember beendete Geschaeftsjahr 1992 ein Jahr der Konsolidierung werden sollen. Vor rund zwoelf Monaten war weder von Umsatzsteigerung die Rede gewesen, noch hatte sich Olschewski zu jenem Zeitpunkt vorstellen koennen, den Gewinn des Vorjahres wieder zu erzielen. Doch bereits zur Halbzeit lag der Duesseldorfer Anbieter von PCs, Unix-Servern Terminals, Netzwerkkomponenten sowie Software und Serviceaktivitaeten ueber Plan. Konservieren liess sich die Wachstumsrate von 17,6 Prozent in der zweiten Jahreshaelfte indes nicht - die schlechtere Auftragssituation machte Olschewski einen Strich durch die Rechnung. Dennoch stieg der Umsatz im Gesamtjahr um zehn Prozent von 360 auf 396 Millionen Mark, und der Profit erreichte laut Olschewski das Niveau des Vorjahres, sei also im zweistelligen Millionenbereich anzusiedeln. Eine konkrete Zahl freilich war ihm nicht zu entlocken.

Nicht im Plan liegen die Duesseldorfer allerdings mit der Etablierung der neuen Tochter ICL PC GmbH. Zum 1. Januar 1993 haette der juengste Sproessling seine Taetigkeit aufnehmen sollen, doch laut Olschewski sei es schwierig gewesen, Raeumlichkeiten zu finden, und zudem habe man sich in der zweiten Jahreshaelft wegen der nachlassenden Auftragsentwicklung staerker als erwartet um die ICL Technology GmbH kuemmern muessen. Der Startschuss fuer die PC- Tochter, die ihre Heimat in Mainz-Kastell haben wird, faellt nun am 1. Maerz. Zunaechst 25 Mitarbeiter sollen sich um Privatkunden und mittelstaendische Unternehmen kuemmern. Dass die ICL PC GmbH im hartumgekaempften PC-Markt nicht mithalten koennte, befuerchtet Olschewski nicht. "Wir setzen nicht auf Stueckzahlen, sondern auf Qualitaet. Es gibt genuegend Endanwender, die von ihrem Hersteller mehr erwarten als nur eine angelieferte Hardware."

Nur 80 Millionen Mark aus Dienstleistungsbereich

Der Dienstleistungsgedanke ist bei ICL Technology keineswegs neu. Geschaeftsfuehrer Olschewski bemueht sich bereits seit geraumer Zeit um den Imagewandel der deutschen Tochter des multinationalen Gebildes - die englische Mutter ist zu 80 Prozent in Fujitsu- und zu 20 Prozent in Northern-Telecom-Besitz, hinzukommt die skandinavische Faerbung durch die 1991 uebernommene Nokia Data. So betonte er auch bei der Praesentation der Jahreszahlen 1992: "ICL Technology ist kein reiner DV-Lieferant mehr. Wie verstehen uns als Anbieter von Projektierung und Technologie." Anspruch und Wirklichkeit klaffen allerdings noch auseinander, die Kasse klingelt nach wie vor vor allem im Hardwaregeschaeft. Beim Gesamtumsatz 1992 von 396 Millionen Mark stammten nur 80 Millionen Mark aus dem Dienstleistungsbereich.

Aendern wollen die Duesseldorfer auch ihre Messeaktivitaeten. War man laut Olschewski in den vergangenen Jahren auf der CeBIT, auf der Systems und auf mehreren regionalen Veranstaltungen vertreten, so will man diese Praesenz drastisch reduzieren und kuenftig mehr Gewicht auf Personal Sponsoring und Symposien legen. Prominentes Opfer der neuen ICL-Strategie ist in diesem Jahr die Muenchner Messegesellschaft, die die Duesseldorfer auf der Systems nicht wird begruessen koennen. Olschewski: "Ich habe vor zwei Jahren gesagt, wenn die Systems sich nicht veraendert, sich nicht mehr an den Kundenbeduerfnissen orientiert, werden wir 1993 nicht teilnehmen. Die Systems hat sich nicht geaendert, deshalb sind wir nicht mehr vertreten." In Muenchen werden sich die Duesseldorfer dennoch ein Stelldichein geben. Parallel zur Systems ist eine zweitaegige Kundenveranstaltung in einem Hotel geplant.

Auch die Nicht-CeBIT-Teilnahme ist laengst kein Tabu mehr. Zwar gestand Olschewski ein, dass er zum jetzigen Zeitpunkt noch der Meinung sei, ein Unternehmen der Groessenordnung von ICl Technology duerfe diese Messe nicht auslassen. "Wenn sich aber die CeBIT auch nicht aendert, kann ich mir vorstellen, schon fuer 1994 ueber unser weiteres Engagement in Hannover nachzudenken."