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Neues von Microsoft

25.07.2003
Auf seiner jährlichen Analystenkonferenz nannte Microsoft neue Details zum "Big-Bang"-Projekt "Longhorn" und kündigte ein höheres R&D-Budget mit bis zu 5000 neuen Arbeitsplätzen an.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Dass Microsoft im Rahmen seines jährlichen Analysten-Meetings die Ernennung von Finanzchefs für jeden der sieben Konzernbereiche ankündigen würde, berichteten wir bereits gestern. Auf der Veranstaltung gab es aber noch viele weitere Neuheiten, die wir Ihnen ebenfalls nicht vorenthalten möchten.

Von Pessimismus keine Spur in Redmond - Chairman und Chief Software Architect Bill Gates kündigte an, Microsoft werde sein Budget für Forschung und Entwicklung im laufenden Geschäftsjahr um mehr als acht Prozent auf 6,8 Milliarden Dollar erhöhen. "Wir glauben, dass wir erst am Anfang dessen stehen, was man mit Software machen kann", sagte Gates. Einer Pressemitteilung zufolge sollen durch das verstärkte Entwicklungsengagement bis zu 5000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, davon 3000 bis 3500 in den Vereinigten Staaten. Gegenwärtig beschäftigt das Unternehmen weltweit rund 50.000 Mitarbeiter.

Als über das bestehende Portfolio hinaus mögliche Wachstumsmärkte in den kommenden Jahren hat Gates unter anderem Internet mit Web-Services, dynamische Management-Software für Desktops und Rechenzentren, Monitoring- und Feedback-Tools, die Erschließung von Geschäftsinformationen, "Trustworthy Computing" sowie besseres E-Mail mit Gemeinschaftsfunktionen ausgemacht. Das vertrauenswürdige Computing liegt dem Firmengründer offenbar besonders am Herzen: "Das Ding müssen wir richtig machen, sonst können wir die anderen gleich lassen", so Gates.

Der lange Weg zu Longhorn?

Ein weiterer Schwerpunkt der Präsentationen war das nächste Major Release von Windows, das gegenwärtig unter dem Codenamen "Longhorn" entwickelt wird. Wenn dieses auf den Markt kommt - Branchenkenner erwarten es für 2005, diesen Termin hatte Microsoft auch selbst auf der letzten WinHEC genannt -, dann sollen praktisch zeitgleich auch neue Versionen Office, Server Software und vielen anderen flankierenden Produkte erscheinen, um ein neues "rundes" Gesamtsystem anzubieten. "Wir haben bei Windows XP nicht versucht, viele Dinge synchron zu bringen", erklärte Konzernchef Steve Ballmer, "wie wir das bei Windows 95 getan haben." Der geplante "Big Bang" mache es allerdings schwer, einen genauen Erscheinungstermin für Longhorn zu nennen.

Longhorn werde sich von früheren Windows-Versionen erheblich unterscheiden, sagte Gates. "Longhorn macht ein bisschen Angst. Wir waren bereit, Dinge zu ändern", so der Software-Stratege. Weil Longhorn so anders sei, könne es auch gut sein, dass die Anwender es erst ein bis zwei Jahre nach seinem Erscheinen wirklich akzeptierten. Neben einer vollständig neuen grafischen Benutzeroberfläche enthält Longhorn dem Vernehmen auch ein entweder ganz neues oder erweitertes Dateisystem mit mehr Datenbankcharakter.

Group Vice President of Platforms Jim Allchin erklärte, auf der Microsoft Professional Developer Conference im kommenden Oktober werde eine erste Longhorn-Beta an die Entwickler gehen. Die erste Beta werde dann vermutlich im kommenden Jahr folgen. Etwas kurzfristiger kündigte Allchin an, im laufenden Geschäftsjahr werde es ein zweites Service Pack für Windows XP (wenn auch ohne viele neue Funktionen) sowie größere Updates für die Windows-Spezialversionen Tablet PC und Media Center geben. Eric Rudder von der Server- und Tools-Sparte kündigte an, dass Microsoft ferner an einer Vereinfachung seiner Update-Mechanismen arbeite. Derzeit könnten oder müssten Anwender verbesserte Komponenten an sieben verschiedenen Stellen der Microsoft-Website einsammeln. "Es ist ein Kernziel, das zu vereinfachen", versprach Rudder.

Demonstriert wurden ferner zwei kommenden Anwendungen: Ein "Outlook Connector", der noch dieses Jahr mit einer neuen MSN-Version erscheinen soll, verbindet E-Mails und Termine auf einem Exchange-Server in der Firma mit privaten Informationen auf MSNs Internet-Servern. Daneben gab es außerdem den "Music Mixer" zu sehen, der auf der Spielekonsole "Xbox" Musik und Fotos zu Diashows kombiniert.

Die kompletten Präsentationen und archivierten Webcasts der Analystenkonferenz finden Interessierte hier.

Kartell-Konzessionen

Unabhängig vom Analysten-Meeting hat Microsoft als Folge des US-Kartellverfahrens die Lizenzierung für verschiedene Protokolle vereinfacht und vergünstigt, die für die Kommunikation zwischen Server-Software und dem Betriebssystem Windows dienen. Diese war eine der Bedingungen, die Richterin Colleen Kollar-Kotelly dem Hersteller auferlegt hatte. Konkurrenten, die Microsofts Technik in Lizenz nehmen und in eigene Produkte integrieren, zahlen dafür ab kommender Woche zwischen ein und fünf Prozent vom Umsatz dieser Software. Gleichzeitig wurde die zu leistende Vorauszahlung von 100.000 auf 50.000 Dollar halbiert. (tc)