Neues Logo sucht neuen Chef

13.01.1995

Es ist schon so eine Sache mit dem grossen "T" als Konzernzeichen; jedenfalls duerften die Telecom-Plaene der (T)hyssen Handelsunion dem Management der Deutschen Telekom AG gerade noch gefehlt haben. Aber, Spass beiseite - das, was da kurz vor Weihnachten aus Duesseldorf bekannt wurde, hat ja niemanden ueberrascht, und in der Bonner Godesberger Allee erst recht keinen. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschaeft, und an kuenftigen Wettbewerbern wird es der Telekom, wie man nicht erst seit gestern weiss, kaum mangeln.

Knapp zehn Millionen Mark hat angeblich eine Zuericher Spezial- Agentur fuer Corporate Identity schon mal am Aufbruch ins neue (Telekom)-Zeitalter verdient, fuer das grosse "T" in postmodernem Magenta-Rosarot, Schrifttyp Century. Dazu kommen die schon bekannten Digits, also die kleinen viereckigen Punkte, die das Schriftbild unterbrechen - sie sollen die moderne digitale Welt der Telekom symbolisieren. Eine digitale Welt uebrigens, in der, wie viele Skeptiker meinen, das (Noch)Postunternehmen dann nur noch ein Anbieter unter ferner liefen sein wird.

Aber auch das ist ja bereits Schnee von gestern, zumindest wenn man von den Herausforderungen des internationalen Wettbewerbs spricht. Fit (und schlank) machen wollte man den Tanker Telekom fuers naechste Jahrtausend - mit ordnungspolitischen Rahmenbedingungen aus dem 18. Jahrhundert. Das Problem der Beseitigung des Beamtenrechts, der notwendige Stellenabbau und der Wuergegriff immenser Pensionslasten waeren jedenfalls einen eigenen Kommentar wert - ganz zu schweigen vom Einfluss der Politik auf die "privatisierte" Telekom AG. Und was soll man ueber einen Postminister schreiben, der den faehigsten (weil reformfreudigsten) Beamten entlaesst, seine eigene Demission aber, eigentlich die logische Konsequenz aus dem Vollzug der Postreform II, auf den Sankt Nimmerleinstag verschiebt?

Probleme ueber Probleme hat die Telekom aber auch in ihrem Kerngeschaeft, dem Telefondienst. Eine Betrugs- und Abrechungsaffaere jagt die andere, mit Teilen der Konkurrenz streitet man vor Gericht und wahrscheinlich schon 1996 ist es mit dem (jetzt schon broeckelnden) Monopol endgueltig vorbei. Bleibt das Multimedia-Geschaeft als Hoffnungstraeger, der Aufbruch in die digitale Welt, aber das hatten wir ja auch schon. Media Service GmbH auf Eis gelegt, EU-Richtlinie zur Oeffnung der Kabelfernsehnetze; immer mehr Zeitgenossen (auch und gerade in Duesseldorf) koennen sich die vermeintlich goldenen Online- und Interactive-TV-Zeiten weitgehend auch ohne den Bonner Carrier vorstellen.

Arbeit ueber Arbeit fuer den kuenftigen Telekom-Chef also, mag er nun Tenzer, Leister, Mihatsch oder sonstwie heissen. Ein harter Entscheider, ein Typ, der heisse Eisen anpackt, wird, so heisst es in Bonn, gesucht. Die neue AG wird ihn dringend benoetigen - nach innen und nach aussen.